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Ostuni: Der Charme der Masseria „Il Frantoio“

Unter den jahrtausendealten Olivenbäumen im Parco delle Dune Costiere leben die Gäste im Reich der Artenvielfalt. Die Aromen der traditionellen Küche Apuliens in den Bio-Gerichten des Restaurants

Ostuni: Der Charme der Masseria „Il Frantoio“

Text und Fotos: Paolo Gianfelici

Ostuni-Il-Frantoio-Paolo-Gianfelici (1)Ostuni – Die weißen Häuser der Stadt Ostuni, die hoch auf einem Hügel liegt, erblicke ich wie ein Licht in der Nacht, während ich im Auto auf der Straße vom Bahnhof zur Masseria „Il Frantoio“ fahre. Es ist eine wahre Überraschung. Nach wenigen Kilometern komme ich auf dem Landgut an. Meine Zimmer befinden sich in einem Gebäude, das im 16. Jahrhundert auf einem Felsvorsprung erbaut wurde. Im Wohnzimmer habe ich den Eindruck, mich in der Zeit zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert zu befinden: Ich blicke auf einen Atlas, der auf der Seite mit dem Ozean aufgeschlagen ist, um vielleicht eine transatlantische Reise zu planen. Ein Zylinder liegt für einen Abend in der Oper parat, und von einem Stapel alter Schallplatten könnte ich Musik wie Fox-Trotts und Charleston auf dem Plattenspieler hören. Der Schlafzimmer ist den Hollywood-Stars der Vierziger und Fünfziger Jahre gewidmet, die auf den Titelseiten italienischer Zeitschriften verewigt sind.

Ich fühle mich nicht als Kunde eines Hotels, sondern als Gast eines magischen Ortes. Es ist 20.30 Uhr, die Zeit des Abendessens. Der Besitzer Armando, ein großer und vornehmer Herr mit weißen Haaren und blauen Augen, die die normannische Abstammung bezeugen, begrüßt die Gäste im Speisesaal mit gewölbter Decke und altem Steinboden. Er wird immer diskret auch später zwischen den Tischen anwesend sein, während des acht-Gänge-Abendmenüs, um den Gästen von Speisen und Wein zu erzählen.

Eine junge und freundliche Kellnerin – alle Angestellte im „Il Frantoio“ sind sehr höflich und professionell – serviert „pizzelle“ mit Tomatensauce. Es sind gebratene kleine Brote; die Regina-Tomaten mit ihrem süßen, etwas säuerlichen Geschmack und ihrer intensiv roten Farbe munden ideal dazu. Ich trinke den einheimischen Minutolo-Wein, er ist aromatisch und rund. Mit ihm begleite ich auch das nächste Gericht, die mit Sesam vergoldeten und gebratenen Sardellen. Der Geschmack grüner Bohnen in Frikassee in einem Pecorino-Korb ist der richtige Zeitpunkt, um die Aufmerksamkeit auf das Extra Native Olivenöl zu lenken, das im Bio-Bauernhof „Il Frantoio“ zusammen mit vielen anderen Produkten angebaut und dann am Tisch serviert wird.

Armando Balestrazzi im Obstgarten der Masseria „Il Frantoio“

Armando Balestrazzi im Obstgarten der Masseria „Il Frantoio“

Armando erzählt mir, dass Columella, der lateinische Schriftsteller und Experte für Ackerbau – die Öle in drei Kategorien eingeteilt hatte: die für die Plebs mit Oliven, die auf dem Boden gesammelte wurden, die für die Patrizier mit Oliven, die vom Baum gepflückt wurden, und jene für die Götter; d.h. mit Oliven, die sowohl direkt vom Baum stammen und dazu noch entsteint werden. Ich koste den „Tre colline – collina di Brindisi“: Er ist besonders leicht und eignet sich für Salate, Hülsenfrüchte und Fleisch. Die Schweinefleisch-Röllchen mit Caciocavallo und Kartoffeln sind ein herbstliches Gericht und schmecken mit einem robusten Primitivo di Mandura besonders gut. Um das gute Abendessen zu abzuschließen, probiere ich eine andere Spezialität des Hauses, die „Rosoli“, leichte Liköre, die mit Früchten, Kräutern und Blumen des Gartens zubereitet werden. Ich wähle Absinth als Hommage an die Atmosphäre „Fin de Siècle“ des Hauses.

Am nächsten Morgen begleitet mich Armando mit einem Fiat 1100 bei dem Besuch des Landguts. Am Tag kann ich die erstaunliche Lage besser bewundern. Manche Olivenbäume sind mehr alt tausend Jahre alt und befinden sich zwischen einem dicht bewaldeten Hügel und den blauen Streifen des Meeres in der Ferne. Jeder Baum ist wegen des markanten Aussehens seines Stammes, der Rinde und des Laubs erkennbar und hat auch seine eigene Geschichte. Einige wurden von den Gästen des Frantoio „adoptiert“, andere müssen von alten Steinsäulen gestützt werden, ein sehr alter Olivenbaum hat vor seinem Tod eine andere Pflanze „gezeugt“, die von den Gärtnern mit Liebe gepflegt wird.

Masseria Il Frantoio, Ostuni (Brindisi)      www.masseriailfrantoio.it

 

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