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24 Stunden in Verona

Die Stadt der Liebe aus einem anderen Blickwinkel: Shakespeare, eine Druckerei, guter Wein und ein Fahrrad

24 Stunden in Verona

Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti

Verona-Foto-Paolo-Gianfelici (7)copertina12 Uhr: Ankunft im Hotel Due Torri in der Altstadt von Verona.
Die Fassade der Kirche Sant’Anastasia kann man von den Fenstern im zweiten Stock bewundern. Doch schon der Eingang des Hotels ist eine Einleitung im Stile der Stadt. Elegant, aber nicht übertrieben, mit echten Möbeln im Biedermeier- oder Empire-Stil, die man auch im Zimmer wiederfindet. Verona fängt von diesem Hotel an, seine Besucher zu faszinieren. Die Hall dient als Speisesaal, und am Abend bewundert man die gedeckten Tische samt Kerzenständern. Man fühlt sich gleich wohl im „Hotel Due Torri“. Im Zimmer programmiere ich den ersten Kontakt mit Verona.

12 Uhr 30: Das Theater im Keller (einer Bäckerei)
Der sublime Dichter Shakespeare starb im Jahre 1616, und diese vierhundert Jahre werden in der Region Veneto mit einer schönen Initiative („Shakespeare in Veneto“) in Erinnerung gerufen. Die berühmten Dramen, wie „Romeo und Julia“, „Othello“ und „Der Kaufmann von Venedig“, werden in Städten aufgeführt, wo sie auch Shakespeare angesiedelt hatte. Die „Cantina Shakespeare“ mit hohem Gewölbe aus Backstein ist die winterliche Bühne der Tragödie der berühmtesten, unmöglichen Liebesgeschichte der Welt. Was sich in der Bäckerei De Rossi abspielt, ist allerdings eine leckere Alltäglichkeit. Ich kaufe Pizza mit Zwiebeln und frischgebackenes Brot. Die Mittagspause verbringe ich mit einem Spaziergang über die bekannte Piazza delle Erbe, gleich nebenan.

15 Uhr: Julias Balkon
Wo sich der Großteil der Touristengruppen bewegt, befindet sich das Haus mit dem Balkon Julias. Eigentlich gibt es hier nichts Echtes, und ich schaue neugierig auf die Vielzahl der Menschen und denke, dass man in Verona viele andere Schönheiten bewundern kann. Balkone gibt es zum Beispiel in Verona reichlich, sie sind mit Blumen und Pflanzen geschmückt. Man braucht nur in die Höhe zu schauen, um über viele Julias zu phantasieren.

16 Uhr: Torre dei Lamberti: die Vogelperspektive
Mittelalterlich und 83 Meter hoch ragt dieser Turm über die Altstadt. Wohlgefällige Gebäude bilden das Panorama aus der Höhe. Die Stadt pulsiert voller Leben, und wenn man wieder mit den Lift heruntergefahren ist, kann man die „Galleria d’Arte Moderna Achille Forti“ im nebenliegenden Palazzo della Ragione besichtigen.

Piazza delle Erbe

Piazza delle Erbe

18 Uhr 30: Aperitif an der Piazza delle Erbe
Im Caffè Mazzanti (das auch Restaurant ist) bestelle ich einen Prosecco. Die Fassade des antiken Hauses, wo sich das Caffè befindet, ist mit verblassenden Fresken geschmückt, aber der Blick auf die Piazza und das Perlen des Weins färben meinen späten Nachmittag mit Heiterkeit.

20 Uhr 30: Ein Termin mit Julia
Die Musik einer Harfe leitet sanft die Geschichte ein. Romeo und Julia wissen nicht, dass sie verfeindeten Familien angehören; die Liebe, die am Anfang alles gut erscheinen lässt, wird zur Tragödie und bringt beiden den Tod. Regisseur Solimano Pontarollo hat es geschafft, Shakespeare so zu kürzen (Dauer der Vorstellung: ungefähr eine Stunde), dass sie den Zuschauern heftige Gefühle schenkt. Eine einzige Darstellerin verkörpert mit einer Art Tanz den Hass zwischen den beiden Familien aus Verona. Nach der Vorstellung treffe ich bei einem Glas Wein die jungen Schauspieler, die in englischer Sprache rezitiert haben.

22 Uhr: Risotto mit Amarone
Die „Bottega dei Vini“ ist eines der ältesten Lokale Italiens. Trotz des Erbes der Venezianer und der Österreicher, die dieses Restaurant in der Vergangenheit besessen haben, widmet sich die Bottega fast nur den Veronesern. Die Atmosphäre ist hier noch am späten Abend sehr belebt, und der genussvolle Risotto – mit viel Amarone-Wein, der auch im Glas serviert wird – stärkt mich nach den Emotionen von „Romeo und Juliet“. Nach einem kurzen Spaziergang erreiche ich wieder das „Hotel Due Torri“.

Torre dei Lamberti

Torre dei Lamberti

10 Uhr: Durch Verona radeln
Nach dem Frühstück entscheide ich mich, Verona mit dem Fahrrad zu erleben. Einer der Parkplätze des „Verona Bike“, das die Gemeinde für Bewohner und Besucher organisiert hat, befindet sich auf der Piazza delle Erbe. Von hier aus braucht man nur in die Pedale zu treten, um den großen Charme der Stadt noch näher zu erleben. Die eleganten Palazzi sind mit Wappen und Statuen geschmückt, eine steinerne Brücke überquert die Etsch und bringt mich zum römischen Theater am Ufer des Flusses, dann zur Piazza Bra und zur eindrucksvollen, etwas metaphysischen Arena.

12 Uhr: Druckkunst, die Worte lebendig macht
Die antike Druckerei „Conte“ befindet sich in einer ruhigen Straße der Altstadt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Besitzerin Rossana lächelt, als sie mir die alten Druckmaschinen zeigt: „Die funktionieren immer, man braucht nur auf einen Knopf zu drücken, und schon zaubern sie eine wunderschöne, dreidimensionale Schrift“. Hierhin geht man, um sich exklusive Visitenkarten vorbereiten zu lassen oder eine echte Radierung (Rossanas Mutter ist eine Künstlerin) oder einfach, um in einer Museums-Werkstatt zu verweilen, die uns zeigt, dass kein Computer die Schönheit des antiken Druckverfahrens ersetzen wird.

Info:

www.hotelduetorri.duetorrihotels.com

www.casashakespeare.it

www.shakespeareinveneto.it
In Juli und August werden die Vorstellungen von „Romeo und Julia“ im Chiostro della Tomba di Giulietta stattfinden

www.bottegavini.it

www.comune.verona.it

Conte Museum of Graphic Arts
Via S. Maria in Chiavica, 3/c – Verona

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