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Lucca: Kirchen, Villen und ein Rundgang auf der Stadtmauer

Betuchte Luccheser präsentierten ihren Reichtum in prachtvollen Kirchen und ließen in der Umgebung pompöse Villen erbauen. Als Promenade nutzt man in Lucca die gewaltige Stadtmauer.

Lucca: Kirchen, Villen und ein Rundgang auf der Stadtmauer

Text und Fotos: Richard Brütting

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Lucca. Anfiteatro
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Lucca – Die vorteilhafte Lage an der Via Francigena, dem Pilgerweg nach Rom, geschäftiger Unternehmergeist und Webereien haben in und um Lucca zum Entzücken von Kunstliebhabern ein eindrucksvolles architektonisches Erbe hinterlassen. Die römische, vielleicht schon etruskische Gründung der Stadt wird durch ein rechtwinkliges Netz enger Straßen und vor allem ein kurioses „Amphitheater“ bezeugt, dessen Säulen und Aufbauten im Mittelalter zwar als Baumaterial verwendet wurden; jedoch errichtete man rund um die Arena neue Gebäude, die bis heute die elliptische Form der ursprünglichen Anlage beibehalten und so einen einmaligen Platz geschaffen haben. Die berühmten Seidenmanufakturen von Lucca und geschickt verteidigte politische Unabhängigkeit, zunächst als „Comune“ und von 1372 bis 1847 unter verschiedenartigen Regimen als Republik und Stadtstaat, trugen zum Wohlstand der Bevölkerung bei, den sie in aufwändig geschmückten Gotteshäusern zur Schau stellte. Von fast überladener Opulenz ist die aus dem 12. Jahrhundert stammende, am ehemaligen römischen Forum gelegene Kirche San Michele. Ziersäulen, Zwerggalerien, Arkaden und Blendbögen verleihen ihrer hohen Fassade ein malerisches Aussehen. Die Kirche San Frediano, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert, zeigt an ihrer Schauseite das Mosaik der Himmelfahrt des von Engeln und Aposteln umgebenen Christus. Ein derartiges Mosaik im romanischen Stil findet sich ansonsten nur in Florenz an der Kirche San Miniato al Monte.

Lucca. San Michele. Fassade

Lucca. San Michele. Fassade
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 Im 16./17. Jahrhundert wurde die über vier Kilometer lange Stadtmauer errichtet; sie umfasst elf Bollwerke und stellt ein unverändert erhaltenes Verteidigungssystem dar. Der an seiner Stirnseite aus Stein, ansonsten aus Erde errichteter Befestigungsring ist 12 m hoch und an seinem Fuß etwa 30 m breit. Vor ihm liegt ein bis heute unbebautes Gelände, ehemals das freie Schussfeld zur Verteidigung des Stadtstaats. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts dienen die mit hohen Bäumen bewachsenen Wälle als beliebter Ort zur Begegnung beim Spaziergang.

Die betuchte Oberschicht erbaute in der Stadt Geschlechtertürme, von denen zehn erhalten sind, und zahlreiche Paläste, unter denen der elegante Palazzo Pfanner mit seinen zahlreichen Statuen hervorsticht. Vor allem investierte sie ihr Kapital in Wein- und Olivenanbau in der Hügellandschaft um Lucca. Die landwirtschaftlichen Gebäude wurden mit der Zeit in zahlreiche herrschaftliche Villen umgestaltet. Ein prächtiges Beispiel hierfür ist die in der Ortschaft Camigliano gelegene Villa Torrigiani, die seit zwei Jahrhunderten nicht mehr verändert wurde und

Lucca. Stadtmauer

Lucca. Stadtmauer
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als nationale Gedenkstätte anerkannt ist. Der weitläufige, zuerst nach französischem, dann nach englischem Muster angelegte Park wird durch mehrere Wasserbecken nach Plänen von Le Nôtre gegliedert, in denen sich exotische Bäume (u.a. Kamelien und Tulpenbäume) und das Hauptgebäude spiegeln. Die gesamte Anlage wird von Kontrasten belebt: einerseits durch das Spiel von Licht und Schatten, andererseits durch den Zusammenklang von Natur und Kultur. Säulen und Balustraden aus dunklem Stein rahmen die zwei übereinander liegenden Loggien der Villa ein. Hiervon heben sich zahlreiche weiße Statuen und das Hauswappen ab. Der Flora-Garten wird durch eine pittoreske Treppenanlage begrenzt.

Dass die Zeit nicht stehen bleibt und die historische Bausubstanz der Villen modern genutzt werden kann, demonstriert der kürzlich zu einem gastronomischen Schulungszentrum umgebaute Palazzo Boccella in der Gemeinde Capannori. Neben Kochkursen, Weinproben und Hochzeiten wird die Villa in Zusammenarbeit mit der Universität Padua als Schule zur Ausbildung hochqualifizierter Köche, Sommeliers und Hotelmanager genutzt: Die Studenten wohnen wie in einem „College“ zwei Trimester im mit modernsten Medien ausgestatteten Palazzo und erhalten dort Unterricht; ein weiteres Trimester ist für Praktika in Italien oder im Ausland vorgesehen.

Villa Torrigiani

Villa Torrigiani
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Info:

Empfehlenswerte Unterkunft am Stadtrand von Lucca (Hotel 4*; auch als Tagungszentrum nutzbar): Grand Hotel Guinigi, Via Romana 1247, 55100 Lucca; Tel. +39 0583 4991; info@grandhotelguinigi.it; www.grandhotelguinigi.it

Die typische Küche von Lucca wird angeboten in der Osteria San Giorgio, Via San Giorgio 26, 55100 Lucca; Tel. +39 0583 953233; osteriasangiorgio@alice.it

Seit 1782 serviert man exzellente Speisen im Luccheser Ambiente der Buca di S. Antonio, Via della Cervia 173, 55100 Lucca; Tel. +39 583.55881; info@bucadisantantonio.com; www.bucadisantantonio.com

Villa Torrigiani

Villa Torrigian
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Villa Torrigiani. Località Camigliano; Öffnungszeiten März – November,10 – 13 Uhr / 15 – 18 Uhr; Tel. +39-0583 928041; villacamigliano@virgilio.it

Palazzo Boccella, Via di Celli 52, 55012 San Gennaro – Capannori; Tel. +39-0583 909034; info@palazzoboccella.it;  www.palazzoboccella.it

 

 

 

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