Terra Italia

Die Tiefe der alltäglichen Gegenstände. Chen Zhen stellt in Mailand aus

Alessandra Riva

Stühle, Kerzen, Papier, Kristall: Entdecken Sie ihre gesellschaftlichen und persönlichen Bedeutungen sowie die Philosophie der „Transerfahrungen“ des chinesischen Künstlers Chen Zhen.




CHEN ZHEN Prayer Wheel “Money Makes
the Mare Go” (Chinese Slang),
1997 Foto: A. Morin

Mailand (Terra Italia) – Wer eine ungewöhnliche und eindrucksvolle Ausstellung genießen möchte, kann noch bis zum 18. Mai den PAC (Padiglione d’Arte Contemporanea) in Mailand besuchen, wo die Werke von Chen Zhen (Shanghai 1955 – Paris 2000) ausgestellt sind. Den Besuchern fällt ihre Besonderheit sofort auf: Sie sind aus den verschiedensten Gegenständen des alltäglichen Lebens hergestellt, z.B. Stühlen, Kerzen, Kinderbettchen, Papier, Kügelchen einer Rechenmaschine, Zeitungsasche…, die aber eine tiefe Bedeutung gewinnen. Sie betreffen Gesellschaft und Politik, wie in „Round Table – Side by side“ (Runder Tisch – nebeneinander), aber auch persönlichere Probleme des an Leukämie gestorbenen Künstlers: Gedanken über den Tod, die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und den Wunsch nach einem Weiterleben. Diese Gedanken werden in bedeutenden Exponaten aufgezeigt, wie in dem unheimlichen Werk „Im Körper eines Anderen eine Reinkarnation finden“ (Find Reincarnation in Another’s Corpse), das aus Teilen von Motoren in kleinen Särgen besteht, und in der schönen, zerbrechlichen „Innenkörperlandschaft aus Kristall“ (Crystal Landscape of Inner Body). Diese Kunstwerke sind übrigens sehr konkret, man darf sich ihnen nähern und sie betreten, wie das „Gebetsrad: Geld bringt die Stute zum Laufen“ (eine chinesische Redewendung: „Prayer Weel, Money Makes the Mare Go“), aber auch damit spielen, wie mit den Trommeln von „Un-unterbrochene Stimme“ (Un-interrupted Voice“). Für mich war eine solche enge Beziehung zwischen dem Publikum und den Werken – und dadurch mit dem Künstler – eine sehr positive Erfahrung, die bei traditionellen Ausstellungen, wo man die Exponate nur beobachten darf, kaum erlebt werden kann.

Was mich ebenfalls fasziniert hat, war die von Chen Zhen selbst entwickelte Philosophie der „Transerfahrungen“, auf der alle seine Werke basieren – eine schöne und aktuelle Philosophie, die Kulturen aus aller Welt umfasst und vereinigt, ohne Verrat an der eigenen (chinesischen) zu begehen. Diese Weltanschauung ist meiner Meinung nach heutzutage sehr aufschlussreich, insbesondere für junge Leute, aber jeder sollte persönlich darüber nachdenken…

CHEN ZHEN. UN ARTISTA TRA ORIENTE E OCCIDENTE (Milano, PAC; 28. Februar – 18. Mai). PAC Padiglione d’Arte Contemporanea, Via Palestro 14, Milano. U-Bahn Linie 1 (rot), Haltestelle “Palestro”. Info: Montag-Freitag Tel. +39-02-76009085; Samstag-Sonntag Tel. +39-02-76020400; E-Mail segreteria@pac-milano.org; www.pac-milano.org.
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 9.30-19.30 Uhr – donnerstags bis 22.00 Uhr; montags und am 1.5. geschlossen; am Osterntag und am 25.4. geöffnet. Eintritt: Erwachsene 5,20 Euro; ermäßigt 2,30 Euro; Schulklassen 1,80 Euro.

Am Donnerstag, dem 8. Mai, findet um 19.30 Uhr eine musikalische Veranstaltung statt: GUIDA AL SUONO DELLE OPERE DI CHEN ZHEN (Führung in die Töne der Werke von Chen Zhen). Eintritt frei, Reservierung nicht erforderlich.

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