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Assisi: Rekonstruktion der vom Erdbeben zertrümmerten Giotto-Fresken

Paolo Gianfelici

Die 80.000 Bruchstücke der Freske des hl. Hieronymus (it. Girolamo) sind wieder zusammengesetzt und am Gewölbe der Oberkirche befestigt. Die Restauratoren arbeiten mit einem Computerprogramm auch an den 90.000 Fragmenten der Freske des hl. Matthäus von Cimabue. Ein System aus Zugseilen mit Federn wird in Zukunft die Erdbebenwellen abfangen und verhindern, dass etwas vom Gewölbe herunterbricht und die Gemälde beschädigt werden.


Die Fresken des San Girolamo von Giotto

Assisi (Terra Italia) – Die Basilika San Francesco ist ein Schrein, der unschätzbare Kunst-, Kultur- und Geistesschätze birgt, die Besitz der gesamten Menschheit sind. Am 26. September 1997 hat ein überaus starker Erdstoß bewirkt, dass mehrere Teile der freskengeschmückten Gewölbe der Oberkirche von Assisi herunterstürzten. Die Fresken des San Girolamo von Giotto und die des hl. Matthäus von Cimabue, die acht Heiligen und der Sternenhimmel fielen aus einer Höhe von mehr als 20 m herab und zerbröckelten in Hunderttausende Fragmente, die sich mit den Schuttmassen des Gewölbes vermischten.

Am 26. September 2002 hat der „cantiere dell’utopia“ (Baustelle der Utopie; er wurde so definiert wegen des titanischen Vorhabens, den zerstörten Fresken ihr Leben wieder zu geben) die Träume in Realität verwandelt.

Die Freske, die den hl. Hieronymus, einen der vier abendländischen Kirchenlehrer, darstellt, wie er ins Lesen versunken auf einem Thron sitzt (die anderen drei, Augustinus, Ambrosius und Papst Gregor d. Gr., sind auf den verbliebenen drei Gewölbewangen des ersten Jochs der Basilika abgebildet), wurde in ihrer gesamten Oberfläche von 80 qm wieder hergestellt. 80.000 Fragmente wurden gerettet, identifiziert, wieder zusammengesetzt, dann auf einer neuen Trägerschicht aufgebracht und schließlich am Gewölbe der Kirche befestigt. Das Werk des jungen Giotto zeichnet sich durch eine außerordentliche Helligkeit und große Ausdruckskraft gegenüber der in jener Zeit (Ende des 13. Jahrhunderts) noch vorherrschenden byzantinischen Farbgebung aus. Es repräsentiert eines der wichtigsten Bildwerke der Anfänge der abendländischen Kunst. In den Fresken von Assisi ist bereits die kreative und innovatorische Kraft vorhanden, die der Künstler zehn Jahre später in seinen revolutionären Inhalten an den Wänden der Scrovegni-Kapelle zu Padua ausgedrückt hat.

Die Restauratoren arbeiten bereits an den 90.000 Bruchstücken der Matthäus-Freske von Cimabue. Die Arbeitszeiten werden wesentlich kürzer als beim hl. Hieronymus sein. In der Zwischenzeit wurde ein neues Computerprogramm geschaffen, das es ermöglicht, auf dem Monitor die virtuellen Bilder der Bruchstücke zusammenzusetzen. Das Verfahren ist nicht automatisch. Es entscheidet immer der Restaurator und nicht die Maschine, wie und wo das Fragment eingesetzt wird, aber alles geschieht viel schneller als früher, als die Stückchen der Freske auf einem Tisch ausgelegt und zusammengesetzt wurden.

Schließlich wurden an der Basilika die Sanierungsarbeiten beendet und Schutzsysteme gegen Erdbeben angebracht. Seit der Gründung der Kirche im 13. Jahrhundert haben bis 1997 vier starke Beben Assisi erschüttert. Ein komplexes System aus Zugseilen mit Federn wird die Erdstöße abmildern und nicht nur den Einsturz des Gewölbes, sondern auch Schäden an den Gemälden verhindern. Info: www.sanfrancescoassisi.org.


Die 80.000 Bruchstücke der Freske des hl.
Hieronymus (it. Girolamo)
sind wieder zusammengesetzt
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