Terra Italia

75 Tage guter Küche in Molise

Paolo Gianfelici

Roma (Terra Italia ) - Molise ist eines der geheimnisvollsten Landstriche

Europas. Die kleine Region in Süditalien, die sich über die Bergkette der

Apenninen erstreckt, ist fern der großen Verbindungswege (lediglich die

Adria-Autobahn streift sie im Osten). Die wenigen bewohnten Zentren

befinden sich in unwegsamen, einsamen Gegenden und sind von hohen, mit

Eichen, Ahornbäumen und Tannen bedeckten Bergen umgeben, über die Adler,

Sperber, Mäusebussarde und Falken kreisen. Die Steinhäusern der kleinen

mittelalterlichen Dörfer liegen unterhalb der Ruinen einer Festung, einer

Burg oder eines Adelsschlosses.

Vor einigen Tagen wurde der Presse die zum dritten Mal stattfindende

Veranstaltung “Piacere Molise” präsentiert. Sie umfasst eine Route mit

Weinproben und Mahlzeiten, die durch 23 Restaurants führt (zwölf in der

Provinz Campobasso und elf in der Provinz Isernia). Vom 15. Juli bis 30.

September werden nur traditionelle Speisen serviert, die aus typischen

regionalen Produkten zubereitet werden (www.piaceremolise.com ). Einige

Restaurants haben auch ein Hotel mit Übernachtungsmöglichkeit wie die

Azienda Agrituristica Cassetta in San Giuliano del Sannio oder die

Masseria Ricci in der Provinz Campobasso.

Die molisanische Küche beruht auf den Essgewohnheiten von Bauern und

Hirten; mit ihrerEinfachheit, ihrem intensiven Geschmack und viel

Brauchtum nimmt sie einen genauen Platz im Bereich der italienischen Küche

ein. Der molisanische Schriftsteller Enzo Nocera schreibt in seinem Buch

“Memorie del gusto” (edizioni Enne): “Wie sich einige Tier- und

Pflanzenarten schützen, muss man auch das schützen, was wir essen: die

Produkte und ihre herkömmliche Verarbeitung, das so genannte

‚Nahrungs-Handwerk‘… Man läuft nämlich Gefahr, dass Technologien und das

Gesetz der großen Märkte diese Produkte am Ende in den Katakomben bloßer

Erinnerung beerdigen.”

In Molise sind die herkömmlichen Mahlzeiten glücklicherweise noch frisch

und munter. Wir konnten im römischen Restaurant Rinaldo all’Acquedotto

einige Speisen versuchen, die ab 15. Juli auf der Wein- und Küchenroute

von “Piacere Molise” serviert werden.

Es sind dies die Festtagsgerichte molisanischer Bauernfamilien vor fünfzig

oder hundert Jahren: “Crostini” aus Dinkelbrot mit getrockneten Tomaten, ,

verschiedene Wurstsorten, Rouladen aus durchwachsenem Speck, Einlauf- und

Gemüsesuppen (mit Dinkel, Kichererbsen und “Cicerchie”),

“Briganten-Schlapphüte” (hausgemachte Nudeln mit traditionellem Ragout),

gebratenes Spanferkel, gegrilltes Berglamm, frische “Ricottine” (eine

Quarkspeise) mit bitterem Quittenmus und Traubensaft. Und schließlich die

Desserts: mit Sauerkirschen-Marmelade gefüllte “Ceppelliate”, “Tozzetti”

mit Mandeln, “Tarallini”, hausgemachte Petits Fours, Pfirsiche mit feiner

Füllung. Gut sind auch die Weine: der rote Ramitello der Farm Di Majo

Norante, der nach Sauerkirschen und Brombeeren schmeckt, und der Moscato

di Montavano.

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