Terra Italia

“Wir kamen einst von Piemont” – über den Tenda-Passes

Richard Brütting


Limone Piemonte (Terra Italia) – Oft ist es nicht die prächtige Rose oder

Limone Piemonte (Terra Italia) – Oft ist es nicht die prächtige Rose oder

eine weithin leuchtende Sonnenblume, die unser Gemüt erregt, sondern ein

verborgen am Wegrand blühendes Veilchen. Genau dieses Gefühl überkommt

einen beim Besuch der von unbekannten Künstlern gestalteten Petrus-Kirche

von Limone Piemonte, einem Städtchen, das malerisch in den italienischen

Seealpen vor dem nach Ligurien und an die Côte d’Azur führenden Tenda-Pass

(1871 m) liegt und als rühriger Wintersportort bekannt geworden ist.

Das Innere des Gotteshauses ist von schlichter Anmut. Die Seitenwände sind

nicht durch Kapellen unterbrochen; Granitsäulen mit unterschiedlich

gestalteten romanischen Kapitellen tragen ein spätgotisches Gewölbe. Eine

mit Schnitzereien reich verzierte Kanzel aus Nussbaumholz ist der

Blickfang in der Mitte der Kirche (Baubeginn vermutlich 1363; der

romanische Turm ist noch älter). An der rechten Seitenwand befindet sich

ein großflächiger Barockaltar, der sich unaufdringlich in den Innenraum

eingliedert, da er seltsam “eindimensional” wirkt. Vergoldete Tafeln zu

Stationen im Leben Marias umgeben die in einer Nische stehende Statue der

Madonna mit dem Jesuskind. Ebenfalls in einer Nische steht an der

gegenüberliegenden Wand die bunt bemalte Figur des hl. Petrus, dem ein

Engel die Schlüssel zur Himmelspforte überreicht.

Es soll freilich nicht verschwiegen werden, dass der Anlass zum

Kirchenbesuch ein besonderer war: Nach zweijähriger Restaurierung wurde am

29. Juni der in neuem Glanz erstrahlende Bau wieder eröffnet. Die

“Autorità” – der Bürgermeister mit seinen Assessori, Carabinieri in

Galauniform und rotem Federbusch am Zweispitz, Militärpersonen mit Säbel –

waren im Kirchenschiff versammelt, der mit der Restaurierung beauftragte

Architekt und der Bischof von Cuneo und Fassano hielten kurze Ansprachen

und zum Schluss ertönte die neu installierte Orgel – alles wurde von den

Anwesenden mit freudigem Applaus bedacht. Nach der Zeremonie in der Kirche

gab es auf dem Marktplatz ein nächtliches Volksfest: Ein Büffet mit

Speisen aus dem Piemont lud zum Naschen ein und mit schnellen

Trippelschritten tanzte eine Folkloregruppe, der sich Paare aus der

Bevölkerung anschlossen.

Das 1294 m hoch gelegene Limone Piemonte ist eine mit großem Stolz

okzitanisch sprechende Gemeinde an der Bahnlinie Cuneo-Ventimiglia-Nizza,

die über 407 Brücken und durch 81 Tunnels verläuft; der längste davon

unterhalb des Tenda-Passes ist 8,1 km lang. In den 60er Jahren des

vergangenen Jahrhunderts war Limone der wichtigste Wintersportort der

italienischen Südwest-Alpen mit bis zu 35.000 Übernachtungen pro Tag. Auch

heute noch werden an einem Samstag oder Sonntag in der Hochsaison bis zu

25.000 Übernachtungen gezählt. Die Skipisten haben eine Gesamtlänge von 80

km, Wanderwege führen durch vier Naturparks, sodass wohl jeder Tourist auf

seine Kosten kommen kann (Informationen: Tel. +39-0171-929515; E-Mail:

iat@infolimone.it; www.infolimone.it).

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