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Die „Universal Bibliothek“ von Brunello Cucinelli

Der Modeunternehmer will in Solomeo, wo sich der Sitz der Firma befindet, eine Villa aus dem 18. Jahrhundert restaurieren und Bände aus aller Welt für diejenige sammeln, die etwas Schönes erleben wollen

Die „Universal Bibliothek“ von Brunello Cucinelli

Text: Paolo Gianfelici

Mailand – Faszinierend: So definiert Brunello Cucinelli – zu Recht – sein neues Projekt außerhalb der Modebranche in Solomeo (Umbrien), dem Sitz seines Unternehmens. Die Stiftung, die neben Brunellos Namen den seiner Frau Federica trägt, will die „Biblioteca Universale di Solomeo“ realisieren. Eine Villa aus dem 18. Jahrhundert wird zu diesem Zweck restauriert und soll Bücher (keine Essays, sondern originale Werke) zu den Themen: Philosophie, Literatur, Poesie, Architektur und Handwerk aufbewahren. Cucinelli hat seine Idee in Mailand vorgestellt. Auf der Bühne des „Teatro Strehler“ wird die schwarze Kulisse von einem übergroßen Kopf Kaiser Hadrians und von Cucinellis cremefarbigem Anzug erhellt. Es ist aber die Stimme des Modeunternehmers, die den Anwesenden wie ein Leuchtturm einen Weg durch die Dunkelheit unserer Gesellschaft, gerade auch wegen der Covid-Pandemie, zeigt. Ein Bedürfnis der Seele, wie Cucinelli mehrmals in seinen Aussagen betont: „Wir alle brauchen ein neues Gleichgewicht“. Im Theater erscheint die Stille wie eine vielversprechende Pause zum Nachdenken, die jeder in sich selber macht. Cucinelli erzählt weiter mit dem Tonfall, der auf seine Herkunft aus der Region Umbrien weist: „Ich stelle mir vor, dass man in dieser universalen Bibliothek die Bücher direkt von den Regalen nehmen kann. Ein Ambiente, wo es nach Holz und Papier duftet und das für alle offen steht, die etwas Schönes erleben wollen. Ich sehe grüne Lampen auf den Tischen, an denen man gemütlich lesen kann. Und wo man auf die wunderschöne Landschaft meiner Region aus den Fenstern blicken kann“.

Solomeo, Umbrien
Solomeo, Umbrien
Brunello Cucinelli
Brunello Cucinelli

Die Liebeserklärung von Cucinelli gegenüber den Büchern und Umbrien ist rührend und enthält seine ganze Lebensphilosophie: jenen Respekt für alle Menschen, den die Heiligen Franziskus und Benedikt gelehrt haben, die Idee eines humanistischen Kapitalismus, die bei dem Modeunternehmen zum Erfolg auch auf finanzieller Ebene geführt hat, und die grundlegende Einstellung, dass jeder von uns ein „Hüter der Schöpfung“ sein sollte. Cucinelli zitiert Kaiser Hadrian, bekennt sich zu seinem Glauben an Gott, und wie alle großen Persönlichkeiten spricht er mit einfachen, ehrlichen Worten, genau mit den Worten, die tiefer in den Herzen eindringen und zum Denken einladen. „Mein Hochzeitsgeschenk für meine beiden Töchter sind jeweils tausend Bücher gewesen“, sagt er. Sowohl Camilla als auch Carolina arbeiten mit dem Vater und freuen sich darüber, wie alle anderen Angestellten der Firma. Die Idee der Bibliothek hatten Cucinelli und sein Freund Massimo de Vico Fallani, ein Architekt, mit dem er lange Spaziergänge in Solomeo macht. „Wir haben uns lange mit der Idee konfrontiert, und plötzlich war sie da und kann mit dem Kauf der Villa Guidarello in Solomeo auch richtig anfangen“. Über Geld will der Unternehmer bei dieser Gelegenheit nicht sprechen. Lieber erzählt er, wie er in der Kneipe seines Heimatdorfes gelernt hat, dass die Menschen zusammen reden und den persönlichen Kummer jemandem anvertrauen sollten, sowie von seinen ersten Büchern, die er als Meilensteine der Seele ansieht: „Mit Kants ‚Die Kritik der reinen Vernunft’ kam ich als Fünfzehnjähriger in Kontakt. Es waren zwei Studenten, die an der Bar saßen und begeistert darüber sprachen, die mein Interesse für dieses Werk erweckten“. Dann kam Phaidon von Platon: „ein Band von meinem Onkel Orlando, in dem er mit einem roten Stift viele Stellen unterstrichen hatte“. Ein roter Faden, dem Brunello Cucinelli noch lange folgen will.

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