Terra Italia

MOLISE. Eine Region stellt sich vor

Richard Bruetting

Terra Italia hatte Gelegenheit zu Gesprächen mit den Präsidenten der Handelskammern von Campobasso und Isernia, Dr. Enrico Colavita und Dr. Agostino Angelaccio. Hier eine Zusammenfassung der Interviews.




Das Stadttor von Isernia

Eine antike Steinplastik

TIN Durch welche besonderen Vorzüge zeichnet sich das Molise aus?
ANTWORT Zunächst durch spezifische landwirtschaftliche Produkte und unverfälschte Nahrungsmittel, die auch nach Deutschland verkauft werden und z.B. auf der ANUGA in Köln vorgestellt worden sind. Vor allem aber kann die Region auf Qualitäten verweisen, die andernorts schon zur Mangelware geworden sind: Sauberkeit der Luft, Ruhe, Schutz der natürlichen Umwelt. Diese Qualitäten sind allerdings nicht nur für den Tourismus, sondern in erster Linie für die Einwohner des Molise selbst von größter Bedeutung. Typisch für das Wirtschaftsleben ist die Produktion naturreiner Nahrungsmittel für den Eigenverbrauch.

Das Molise ist eine arme Region mit ehemals starker Emigration und traditionellen sozialen Werten. Sie ist 444.000 qkm groß und umfasst 136 Gemeinden mit 330.000 Einwohnern. Die Bevölkerungsdichte ist also recht gering, und es gibt nur wenig Verkehr. Im Molise herrscht eine bemerkenswerte gesellschaftliche Harmonie, was sich u.a. in einer sehr niedrigen Kriminalitätsrate zeigt. Die Lebensqualität ist hoch. Viele der 35 km langen molisanischen Adriastrände sind fast menschenleer; für ihre gute Wasserqualität bekommen sie immer wieder die “Bandiera blu” zuerkannt. In unmittelbarer Nähe des Meers liegen über 2000 m hohe Berge, wo auch Ski fahren möglich ist.

TIN Welche strukturellen Probleme hat die Region?
ANTWORT Das Molise ist über die Flughäfen von Neapel und Foggia leicht zu erreichen. Es wird zwar nur an der Adriaküste von einer Autobahn berührt; das Straßennetz ist aber für den Personenverkehr ausreichend, nicht jedoch für den Warenverkehr mit Lastkraftwagen. Dies zeigt sich besonders in Venafro, wo es noch keine Umgehungsstraße gibt. Wasser ist im Überfluss vorhanden, elektrische Energie wird verstärkt durch Windkraft gewonnen.

Die Arbeitslosenquote liegt bei 13,7%, was u.a. auf eine starke Landflucht, die Vorliebe für Tätigkeiten im Dienstleistungssektor und die Zunahme der Berufstätigkeit von Frauen zurückzuführen ist. Die Unternehmenskultur sollte noch weiter verbessert werden; beispielsweise fehlt es an genossenschaftlich organisierten Kooperativen. Wichtige Aufgaben bei der beruflichen Qualifizierung erfüllt die vor 20 Jahren gegründete Universität Campobasso.

TIN Kann das Molise als Reiseziel auch im Ausland attraktiver gemacht werden?
ANTWORT Trotz des großen Reichtums an Kultur- und Naturgütern liegt bei den touristischen Einrichtungen und der Fremdenverkehrs-Werbung, insbesondere bei fremdsprachlichen Informationen (auch in deutscher Sprache), sicher ein Nachholbedarf vor; in den letzten Jahren gibt es aber zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Situation.

TIN Besitzt das Molise wichtige Kulturdenkmäler?
ANTWORT In der Region befinden sich Kulturgüter von einzigartigem Wert:
– die altsteinzeitliche Fundstätte bei Isernia;
– die Überreste der Kultur der Samniten bei Pietrabbondante;
– die Ruinen der römischen Stadt Saepinum (Altilia);
– die Ausgrabungen der Klosterstadt San Vincenzo al Volturno;
– der “Tratturo” (Trift), das uralte Wegenetz der Fernweidewirtschaft (Transhumanz).
– die wahrscheinlich älteste Glockengießerei der Welt in Agnone.

Hinzuweisen ist auch auf die sprachlichen Minderheiten des Molise und ihre Traditionen. Kroatische Orte sind u.a. Acquaviva Collecroce und Montemiro; eine albanische Minderheit lebt in Portocannone und in Ururi.

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