Terra Italia

Der italienische Weinführer 2003 von Luca Maroni

Paolo Gianfelici

Die großen Neuheiten kommen aus Süditalien: aus Sizilien, Apulien und Kampanien. Die Italiener trinken eigentlich kaum Wein von hoher Qualität. Die Prädikatsweine gehen ins Ausland, die Einnahmen dienen zur Finanzierung der High Tech-Investitionen der Keltereien.




Contessa Entellina.Die Weinberge des
Gattopardo (Foto: E. Frigerio, Donnafugata)

Rom (Terra Italia) – In wenig mehr als einem Monat findet in Verona die 37. Vinitaly statt. Diese internationale Wein- und Spirituosenmesse ist die wichtigste Veranstaltung Italiens auf dem Gebiet der Weinherstellung (10.-14. April 2003; www.vinitaly.com). Tausende von Winzern, Händlern, Technikern, Sommeliers und „Gurus“ der Weinbranche kommen aus der ganzen Welt in die Stadt von Romeo und Julia. Die Vinitaly ist aber auch eine spektakuläre Darbietung von Rot-, Weiß-, Rosé-, Süß- und Schaumweinen für den Weinliebhaber, der auf die Neuheiten der letzten Ernte neugierig ist und an Weinproben nippen möchte. Aber von wem soll man sich durch dieses Labyrinth von mehr als 10.000 Etiketten führen lassen, um zu verstehen, was gut, sehr gut und außergewöhnlich ist? Die Antwort ist offensichtlich, gilt aber nur bis zu einem bestimmten Punkt: vom eigenen Gaumen – und nicht von den spitzfindigen Analysen der Gurus.

Dies ist die widerborstige These von Luca Maroni, dem Autor der “Guida dei vini italiani 2003” (Italienischer Weinführer 2003) und des “Annuario dei migliori vini italiani 2003” (Jahrbuch der besten italienischen Weine 2003; beide im Verlag Lm) sowie des Verantwortlichen für die Website www.sensoonline.com, wo ein Kenner der italienischen Sprache mit einer Suchmaschine Nachforschungen über die Qualität und die Preise aller Weine anstellen kann, die auf der italienischen Halbinsel und den Inseln Rang und Namen haben.

Nach Luca Maroni ist ein Wein gut, wenn er den Geschmack, den Duft und die Farbe der Frucht, aus der er hergestellt wurde, intakt bewahrt hat. In Contessa Entellina in Sizilien erfolgt die Weinlese des Chardonnay im August während der Nachtstunden, um zu vermeiden, dass die Hitze des Tags das Aroma der flüchtigen Substanzen der Weintrauben vertreibt. Die Firma Donnafugata, welcher der Weinberg gehört, ist ein Bespiel für die kostspielige Hochtechnologie, die der ungestümen Natur der Insel zu Diensten ist. Ergebnis: Die sizilianischen Qualitätsweine sind nicht mehr schwer bzw. leicht zu verfälschen, was ehemals der Fall war, sondern gut strukturierte und gut trinkbare Nektare, in denen die Weichheit des Fruchtfleisches hervortritt. Auch in ihren Bezeichnungen enthalten sie die Geheimnisse einer dreitausend Jahre alten Region: “Tausend und eine Nacht”, “Ben Ryé”, “Tankred” usw.

Heute kommen die großen Neuheiten aus dem Süden: aus Sizilien, Apulien, Kampanien und den Abruzzen. In den letzten 20 Jahren ist bei den italienischen Weinen ein qualitativer Sprung erfolgt. Er war dank der ausländischen Konsumenten möglich, deren Geld von den italienischen Produzenten investiert wurde, um die Weinlagen und Techniken der Weinherstellung und –konservierung zu verbessern. Interessant ist die Beobachtung von Luca Maroni: ”Die Italiener trinken eigentlich kaum Wein von hoher Qualität. Lediglich 7% der italienischen Familien kaufen Weine, die mehr als 7 Euro kosten”.

Tatsache ist dennoch, dass auch unterhalb dieses Preises Weine probiert werden können, die zwar nicht außergewöhnlich, aber doch von bester Qualität sind. Luca Maroni notiert zwei Weine, bei denen das beste Verhältnis zwischen Preis und Qualität vorliegt: den Rotwein Islè Primitivo del Salento 2000 der Winzerei S. Orsola Fratelli Martini in Apulien, den man mit einem Nudelgericht versuchen sollte, das mit Fleischragout gewürzt ist; der Lambrusco Amabile di Formigine passt dagegen am besten zu einer Mahlzeit mit Schinken und Wurst aus der Emilia.


Insel Pantelleria.Die Ernte der Zibibbo Trauben
(Foto: Shobha, Donnafugata)
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