Terra Italia

Das Barock und der Strand von Catania – eine vergnügliche Entdeckung „außerhalb der Saison“

Ruggero Gianfelici

Begegnung mit der Geschichte bei einem Spaziergang durch Catania. Kirchen, Klöster, Museen, verborgene Winkel und Märkte. Ein sanftes Klima und von Osten einstrahlendes Sonnenlicht. Die einmaligen Farben des herbstlichen Strands.




(Foto R.Gianfelici)

Catania,Palazzo Biscari
(Foto G.D.Lucassen)

Catania (Terra Italia) – Vor allem wegen der günstigen klimatischen Bedingungen bietet der Besuch der Stadt Catania und ihrer Umgebung viele angenehme Überraschungen: Wenig Regen und Temperaturen über 20° C auch im Monat November erlauben gemächliche Spaziergänge durch die Straßen des Stadtzentrums. Man kann die charakteristischen Märkte besuchen und auch reizvolle Augenblicke an der bezaubernden Küste des Ionischen Meers verbringen. Die Freunde des Tauchsports wählen Strände mit weißem Kalkstein, die „Traditionalisten“ gehen dagegen in die weiten Dünen mit schwarzem Sand, die an die Präsenz des Vulkans Ätna erinnern.

Catania ist die zweitgrößte Stadt Siziliens; seine Bevölkerung umfasst beinahe 330.000 Einwohner. Der dominante architektonische Stil des historischen Stadtkerns ist der Spätbarock. Der Ort wurde nämlich zu Zeit der spanischen Herrschaft völlig vom großen Erdbeben von 1693 zerstört. Darauf wurden einige der bekanntesten Baumeister jener Epoche zum Wiederaufbau gerufen (insbesondere Giovanni Battista Vaccarini, der Schüler von Borromini), die sich von den Meisterwerken des römischen Barock inspirieren ließen. Heute ist das künstlerische Erbe des Noto-Tals, wozu auch Catania gehört, seit mehr als einem Jahr als Weltkulturerbe anerkannt.

Für einen Rundgang zur Entdeckung der Schönheiten des historischen Stadtzentrums braucht man sich nur einen guten Stadtführer zu besorgen. Mit seinen 110 Kirchen, 27 Klöstern, seinen Palästen und Denkmälern ist Catania offenbar ein wahres Museum unter freiem Himmel. Obwohl die Gebäude meist recht gut gepflegt sind, könnten deren Fassaden noch gewinnen, wenn die Spuren atmosphärischer Einflüsse weniger sichtbar wären.

An der Piazza Stesicoro wurde ein vollständiges Segment des aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. stammenden römischen Amphitheaters ans Licht gebracht. Das Theater „Vincenzo Bellini“ ist ein Höhepunkt der europäischen Fin-de-siècle-Architektur. Es umfasst 3000 Sitzplätze und bietet ein intensives Musikprogramm von Oktober bis Mai an.

Die vereinigten antiken Bibliotheken Civica und Ursino Recupero befinden sich im Innern eines majestätischen Gebäudekomplexes, der einst ein Benediktinerkloster gewesen ist. Die Bibliothek rühmt sich eines außerordentlichen Reichtums an Büchern hinsichtlich Menge, Seltenheit und Verschiedenartigkeit. Man schätzt sie auf 210.000 Bände, Buchmalereien, Handschriften und Pergamentrollen. Die Räume eines anderen Flügels des gleichen Baus sind von der zur Universität Catania gehörenden ältesten Fakultät Siziliens für ausländische Literaturen und Sprachen belegt.

Man kann auch in einem originalen Barockpalast übernachten, der zudem noch von einer alten Adelsfamilie bewohnt wird: Der Palazzo Biscari wurde im 18. Jahrhundert auf jenem Teil der Stadtmauern erbaut, der direkt aufs Meer ging. Für 70 Euro pro Übernachtung stellt die Familie der Fürsten Biscari 2 Zimmer des Palasts zur Verfügung, wenn man sich im 21. Jahrhundert wenigstens für einen Tag als gestürzter Fürst fühlen möchte.

Auch in der herbstlichen Jahreszeit erlaubt es das Klima, die typischen Gerichte der catanischen Küche zu probieren: Die einfachen und preiswerten Zutaten fügen sich zu Kompositionen aus Früchten des Bodens und der See. Aufgewertet werden sie durch Gewürze wie Anis, Safran, Zimt und Sesam. Auch der Wein hat einen besonderen, „antiken“ Geschmack. Die Vulkanerde verleiht Eigenschaften, die von den Dichtern des römischen Altertums schon seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. besungen wurden. 1968 wurde der Wein des Ätnas als erster Qualitätswein Siziliens klassifiziert.

Wenige Kilometer von der Stadt entfernt in Richtung Taormina liegen schwarze Strände, die im Herbst unvergessliche, suggestive Farben annehmen. Aus dem Meer blitzen die Klippen von Acitrezza und Acicastello auf, die von Polyphem gegen Odysseus und seine fliehenden Genossen geschleudert wurden, wie Homer in der Odyssee erzählt. Selbstverständlich sind Ausflüge, auch Skitouren, auf den nahen Ätna möglich.

Die Steigerung der Touristenzahlen vor allem aus Nordeuropa ist ein ehrgeiziges Projekt, das die Stadtverwaltung von Catania zu fördern beabsichtigt. – Wie der Tourismus-Dezernent von Catania, Nino Strano, berichtet, machen die deutschen Touristen derzeit 30% aller Gäste aus. Viele Touristen überschwemmen die Strände von Taormina, insbesondere in den Monaten April-Mai und Oktober-November, wenn die Marktkonditionen günstiger sind. Kreuzfahrtschiffe auch deutscher Reiseveranstalter machen im städtischen Hafen Halt. Aufgrund von Erweiterungsarbeiten am Flughafen, die bis 2004 beendet sind, wird die Zahl der Flüge zu low-cost Tarifen aus dem Ausland weiter anwachsen.

Info: www.turismo.catania.it. www.apt.catania.it.

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