Terra Italia

150 Jahre ItalienItalienische Reisen in die Vergangenheit

Text und Fotos: Richard Brütting



 Ein mit Kultur und Religion vollgepackter Rom-Aufenthalt im Jahre 1961, 100 Jahr nach der nationalen Einigung Italiens

Rom (TidPress) – Am 27. Juli traf unsere Reisegruppe mit Lehrern und Schülern aus Bamberg, dem auf sieben Hügel gebauten „fränkischen Rom“, in der Ewigen Stadt ein und blieb dort bis zum Morgen des 2. August. Untergebracht waren wir während unseres Rom-Aufenthalts im Pilgerhospiz der freundlichen Suore Agostiniane. Trotz Klostermauern waren freilich auch Nachtausflüge erlaubt. Einige „böse Buben“, so kann ich mich erinnern, sprachen allerdings sogleich heftig dem vergorenen Traubensaft zu, der offensichtlich mit dem Taschengeld eines Schülers durchaus erschwinglich war – über die Folgen schweigt jedoch des Sängers Höflichkeit.

Castel Gandolfo
Nach der Audienz bei Papst Johannes XXIII.

Rast auf dem Forum Romanum

Das umfangreiche und anspruchsvolle Programm sah den Besuch folgender Kirchen, Plätze und Sehenswürdigkeiten vor:

28.7.: Am Vormittag gingen wir an der Engelsburg vorbei zur Peterskirche. Wir bestiegen die grandiose Kuppel Michelangelos und konnten von da einen Blick in die vatikanischen Gärten werfen. Nach einer heute sicher streng „verbotenen“ Siesta in den Kolonnaden des Bernini (um „giornalistische“ Missbräuche zu verhindern, wird das entsprechende Foto hier nicht abgebildet), machten wir einen Rundgang durch die Altstadt von Rom (Piazza Navona, San Pietro in Vincoli, Pantheon, Maria sopra Minerva, Fontana di Trevi, Quirinal).
Der 29.7. stand im Zeichen der römischen Antike (Kapitol, Palatin, Forum Romanum, Kaiserforen, Mamertinischer Kerker, Kolosseum); dabei durften natürlich die am Weg liegenden Kirchen nicht unbeachtet bleiben (Il Gesù, S. Maria d’Ara Coeli). Am Nachmittag fuhr uns der Bus zur Lateranbasilika. Nach einem Besuch des Gotteshauses erhielten wir ausführliche Erklärungen zur mittelalterlichen und kirchengeschichtlichen Bedeutung der im Triklinium dargestellten Gewaltenteilung zwischen Kaiser (Karl d. Gr.) und Papst (Leo III.). Von das ging es in die Albanerberge, wo wir an einer öffentlicher Audienz in Castel Gandolfo teilnahmen. Der Papst, Johannes XXIII., seinen Segen erteilend, wurde damals noch auf der Sedia gestatoria, dem Tragestuhl, von vier kräftigen Männern durch die Besuchermenge in der riesige Audienzhalle getragen.
Nach einem Hochamt in S. Maria Maggiore hatten wir am 30.7. endlich einen Nachmittag zur freien Verfügung.
Am 31.7. besuchten wir die Calixtus-Katakomben und spazierten dann auf der Via Appia, selbstverständlich eingedenk der Horaz-Verse (wie es sich für Schüler eines altsprachlichen Gymnasiums gehörte): „Ibam forte via sacra, sicut meus est mos, nescio quid cogitans nugarum …“. Der Nachmittag führte uns zur Villa Borghese und am Abend besuchten wir das Kapitolinische Museum, wo wir die heute im Museo Nazionale Romano (Palazzo Massimo) aufbewahrten edlen antiken Statuen des „Faustkämpfers“ und des „Diskuswerfers“ bewunderten (und fotografieren durften – heute wohl verboten).
Der nächste Tag führte uns am Vormittag in die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle. Am Nachmittag waren wir in S. Paolo fuori le mura und fuhren dann zum Lido di Roma und zum deutschen Soldatenfriedhof in Pomezia.

Sämtliche Führungen wurden von den Lehrern, welche die Studienfahrt sorgfältig geplant und organisiert hatten, selbst durchgeführt. Bei der Fülle von Aktivitäten waren jedoch keine Begegnungen mit „leibhaftige“ Italienern, geschweige denn mit gleichaltrigen Italienerinnen vorgesehen. Auch die Stätten des Dolce Vita, z.B. die damals „angesagte“ Via Veneto, blieb uns verborgen. Für unsere Reisegruppe war Italien ein museales Land, das uns Jugendlichen mit seinen Kunstlandschaften zur Förderung der Allgemeinbildung dienen sollte. Eine ähnlich Sicht findet sich freilich auch heute noch in manchem deutschen Bildband über das Sehnsuchtsland Italien.

Eine Frage stellt sich zum Schluss: Welche Schüler, welche Lehrer würden sich heutzutage den Strapazen einer derartigen Romvisite mitten im Hochsommer unterziehen?

24.02.2011

Deutscher Soldatenfriedhof
in Pomezia

Kunstvolle Säulen
in San Paolo fuori le mura

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