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ReisewegeRieti: Naturschutzgebiet „Laghi“ und der Franziskusweg

Paolo Gianfelici



 Eines der letzten Feuchtgebiete der Apenninen mit Birdwatching, Pferden, Trekking und viel Gastronomie auf der Grundlage von Süßwasserfischen

Rieti (TidPress) – Es ist nicht gerade leicht, zum Relais Villa d’Assio zu gelangen. Möglicherweise verirrt man sich im Straßengewirr der Piana dei Laghi. Ich rate dazu, nicht den Mut zu verlieren und und aufmerksam den Wegweisern zum Hotel zu folgen. Denn es lohnt sich wirklich, an diesem Ort zu verweilen!
Cicero, der etwas von Reisen und traumhaften Stätten verstand, kam oft hierher in die Villa des römischen Senators Quintus Assius. Sie liegt auf einem Hügel, der die von den Apenninen umgebene Ebene beherrscht, die von Teichen und Wasserläufen geprägt ist. Die Überreste der römischen Villa befinden sich oberhalb eines Weilers mit Steingebäuden aus dem 19. Jahrhundert, wo bis zur Jahrhundertmitte elf Siedlerfamilien und Fürst Spada Potenziani, der Eigentümer des Landguts, wohnten.

Relais Villa d’Assio/ TidPress

Relais Villa d’Assio

Die von den Mezzadri (Halbpächtern) verlassenen Steinhäuser waren verfallen, als sie zusammen mit dem landwirtschaftlichen Anwesen von Mauro Angeletti, einem Bauunternehmer aus Rieti, gekauft wurden. Er baute sie mit Hilfe seiner Tochter Silvana, einer Architektin, zu einem der schönsten Relais der Gegend um. Das Relais ist von besonderer Gastfreundlichkeit dank der erfahrenen Leitung durch Hoteldirektorin Emanuela Laurenzi.
Die Rezeption des Relais Villa d’Assio befindet sich an einem Abhang des Hügels am Rande eines Stein- und Zerreichenwalds. Zu den Suiten, die alle einen eigenen Eingang haben und deren Zimmer wie in einem alten Siedlerhaus klein und freundlich sind, gelangt man über einen Pfad und über Steintreppen. Das Dach besteht aus Balken und Ziegeln, die Einrichtung selbst ist spartanisch. Von den Fenstern schweift der Blick über das große Landgut der Villa d’Assio, das von Wegen für Trekking, Mountainbike und Pferde durchzogen ist.

In wenigen Kilometern Entfernung erstreckt sich das 3000 ha große Naturschutzgebiet der Seen Lungo und Ripasottile, eines der letzten Feuchtgebiete der Apenninen. Es wird vom Velino durchzogen und ist von „Lame“ – so heißen die zahlreichen Weiher – übersät.

Geht man den Gewässern entlang, trifft man auf Pappeln, Erlen, Weiden, Schilfrohr, Seerosen und Wasserlinsen. Am Grund der Lame wächst schließlich das Gemeine Hornkraut (Ceratophyllum demersum). Den eigenartigsten Anblick bietet im Winter die sich hierher flüchtende Tierwelt: Fischreiher, Kormorane, Stockenten und andere Arten. In der Villa d’Assio weckt mich am Morgen ein Konzert mit Vogelgezwitscher. Es scheint Frühling zu sein.
Die Natur dieses Landstrichs, die Sabina, löst Gefühle der Harmonie und Einfachheit aus – so wie das durchscheinende Wasser der Quellen des Flusses Santa Susanna.
Franziskus von Assisi wählte das Tal von Rieti und die Berge der Umgebung als Aufenthaltsorte und feierte deren Schönheit im „Sonnengesang“ ( “Cantico delle Creature”).
Folgt man dem Cammino di Francesco, so kann man zauberhafte Stätten von natürlichem, künstlerischem, geistigem und menschlichem Wert besichtigen, wie z.B. das von einem einzigen Franziskaner bewohnte Heiligtum von Foresta. Pater Valerio leitet hier eine Gemeinschaft zur Resozialisierung. Betrachtet man die Ergebnisse, so zeigt sich, dass die Gärtnerlehrlinge mit großer Sorgfalt und unglaublicher Selbstdisziplin arbeiten. Die geometrischen Anlagen sind wie ein italienischer Garten angelegt, der Park ist übervoll mit Blumen und Farben, das Kloster wird von einer Schar friedlicher und zufriedener Katzen bewohnt.
Hinzu kommen die Heiligtümer von Poggio Bustone und Greccio, die hoch oben auf einem Felsen der Berge gebaut sind. Der Cammino di Francesco ist hier unwegsam und wild.

Monte Terminillo und Naturschutzgebiet Laghi
TidPress

Naturschutzgebiet Laghi
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Diesen Weg abzugehen ist eine sportliche Leistung, die zum Verbrauch von vielen Kalorien führt. Diese kann man ohne Übermaß wieder zu sich nehmen, indem man das typische Gericht dieser Gegend verzehrt, nämlich Süßwasserfisch.
In vielen italienischen Gegenden hat man dieses einfache Essen, das in der Vergangenheit den Lebensunterhalt sicherte, sowohl in der häuslichen Küche wie in Restaurants aufgegeben. Dies erfolgte aber nicht in der Sabina, wo See-, Fluss- und Quellwasser im Überfluss vorhanden sind. Das Restaurant “La Trota” an der Quelle des Santa-Susanna-Flusses, mit einem Stern im Guide Michelin, bietet seit mehr als 40 Jahren den örtlichen „Fischfang“ (pescato) an. Den Gästen werden alte, aber neu überarbeitete Rezepte und kreative Gerichte in einem einzigen Menü “Attraversando il lago” angeboten (zum Preis von 65 Euro). Meiner Meinung nach war es authentisch, abwechslungsreich, voller Aroma und Geschmack, originell in den Zutaten und in der Präsentation. Die Komposition: Froschschenkel im Kartoffelbett auf Fontinakäse mit Petersilie, Forellenfilets mit einer Sauce aus Kokosmilch und Ingwer; Suppe von Schleie mit Gewürzen und Fadennudeln; kleine Gemüselasagne in einer Tunke von Sturzbachkrebsen; mit Rohrzucker und Pfeffer nach eigenem Geschmack karamellisierte Hechthappen in einer Brühe aus grünem Tee, dazu Süßspeisen nach Belieben.
Selbst wenn diese Spitzenleistungen nicht erreicht wurden, so hat mir doch das Restaurant Tempe del Relais Villa d’Assio sowohl hinsichtlich der Qualität der Speisen wie der Bedienung sehr gut gefallen. Süßwasserfisch ist das Hauptgericht des Menüs: Flusskrebs in grüner Soße mit Zitrone; Trofiette (eine Art Gnocchi) mit Forellenfleisch und Ingwer; Chitarrini aus Flusskrebsfleisch mit Thymianblättchen; Forellenfilets im Kartoffelmantel, in Folie gebackener Flussbarsch mit Oliven und Kapern.

Info:
www.apt.rieti.it
www.camminodifrancesco.it

Relais Villa d’Assio
s.s. 79/Staatsstraße 79 Riserva dei Laghi
Colli sul Velino (Rieti)
Tel. +39 0746 636200
info@relaisvilladassio.it
www.relaisvilladassio.it

Restaurant La Trota
Via Sorgente S. Susanna, 33
Rivodutri (Rieti)
info@latrota.com
www.latrota.com

22.11.2006

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Castel Sant’Angelo/ TidPress

Das Kloster La Foresta/ TidPress

Quelle des Flusses S.Susanna/ TidPress

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