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ReisewegeBelluneser Dolomiten: Neuer Alpengarten mit Wasserfällen

Text und Fotos: Richard Brütting



 Einweihung des speziell für Körperbehinderte eingerichteten Alpengartens im Mis-Tal. Die pittoresken Wasserspiele des Sturzbachs Brentón

Sospirolo (TidPress) – Zu seinem 15. Geburtstag erhielt der Nationalpark der Belluneser Dolomiten ein kostbares Geschenk: den nach der „Campanula Morettiana“ benannten Botanischen Garten bei der Ortschaft Sospirolo im Mis-Tal (Valle del Mis). Nach italienischem Brauch wurde die Einrichtung unter den Klängen von Blasmusik feierlich von weltlichen und kirchlichen Autoritäten eingeweiht, und selbstverständlich durfte dabei ein Büffet mit Speisen nicht fehlen, die im Naturpark selbst erzeugt werden. Die neue Anlage ist sicher erst ein Anfang und kann sich noch nicht mit dem großartigen, bereits 1979 gegründeten Botanischen Alpengarten am Stilfser Joch messen, sie hat aber auch ihre besondere Zielsetzung: Die schwer zugänglichen Standorte vieler Pflanzen in den bizarren Gebirgsmassiven der Belluneser Dolomiten erfordern nämlich lange und beschwerliche Exkursionen, die schon für den gewöhnlichen „Flachlandtiroler“ kaum zu bewältigen sind. Vor allem aber haben Körperbehinderte keine Möglichkeit, die Pracht und Vielfalt der Alpenflora zu bewundern. Gerade für sie wurde der Botanische Garten geschaffen. Er ist vollständig auch per Rollstuhl zu besichtigen. Die Inschriften sind gut lesbar in großen Buchstaben; für Blinde gibt es viele Texte im Braille-Alphabet.

Die Honoratioren
bei der Eröffnung des Alpengartens

Schinken aus den Dolomiten,
eine Delikatesse auch für Schmetterlinge!

Das Hauptanliegen des Dolomiten-Naturparks besteht im Erhalt der Biodiversität und damit der genetischen Mannigfaltigkeit, die durch die moderne Zivilisation bedroht sind. Wie alle Forscher einhellig betonen, wird die Verminderung der Biodiversität zu einem Grundproblem für die kommenden Generationen werden. Die Gründung von Naturparks soll hierfür eine Rettung darstellen, und dabei spielt der Dolomiten-Nationalpark eine herausragende Rolle. Sein Territorium ist nämlich seit Jahrhunderten berühmt wegen der überragenden Vielfalt seiner Tier- und Pflanzenwelt. In diesem Sinn ist er eine Art Arche Noah vor allem für die Flora. Insgesamt konnten etwa 1500 Pflanzenarten nachgewiesen werden, was einem Drittel der gesamten Flora Italiens entspricht (Im Naturpark am Stilfser Joch kommen dagegen „nur“ 1300 Arten vor!). Berühmt sind seltene und endemische Pflanzen wie Delphinium dubium, Alyssum ovirense, Sempervivum dolomiticum und die 1833 entdeckte Rhizoborya alpina.

Eine Zugabe zum Dolomiten-Alpengarten sind die „Cadìni del Brentón“, die man auf einem Fußweg (festes Schuhwerk ist unerlässlich!) erreicht, der von blühenden Alpenveilchen (Cyclamen) gesäumt ist. Der Torrente Brentón, ein Zufluss des Sturzbachs Mis, besteht an seinem Ende aus einer spektakulären Serie von 15, bis zu 4 m tiefen Auswaschungen (Cadìni), die von pittoresken Wasserfällen gespeist werden. Der Höhenunterschied beträgt insgesamt etwa 50 m. Über den 6. und den 15. Cadìno führen Brücken, die durch einen steilen Rundweg miteinander verbunden sind. Wer Glück hat, kann eine Gruppe von Nymphen bei ihrem Bad in den klaren Wassern der Cadìni beobachten. Deren Betreten ist normalen Sterblichen selbstverständlich untersagt.

Info:
Parco Nazionale Dolomiti Bellunesi
Piazzale Zancanaro, 1
32032 Feltre
Info@dolomitipark.it
http://dolomitipark.it

25.07.2008

Ein wildes Alpenveilchen

Eine Kaskade des Sturzbachs
Brentón
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