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ReisewegeMit dem Fahrrad durch Ligurien

Text und Fotos: Marion Püning



 Sanremo in Ligurien ist der ideale Ort für einen Urlaub am Meer und in den Bergen – vor allem für Fahrradfahrer ist die Gegend ein Paradies. Sogar im Winter

Sanremo (Tidpress) – Im Villaggio dei Fiori, einem Campingplatz direkt am Meer, 2,5 Kilometer von Zentrum von Sanremo schlage ich meine Zelte für ein verlängertes Fahrrad-Wochenende auf. Nun ja, ich beziehe einen der modernen Bungalows mit Meerblick in der Nähe des Swimmingpools. Vor dem Essen mache ich einen kleinen Spaziergang am Meer entlang. Wellenrauschen bei Pinien- und Eukalyptusduft. Im Oktober ist die Luft auch abends noch lau. Sanremo in der Provinz Imperia ist bekannt für sein mildes Klima, im Winter steigen die Temperaturen niemals unter 4 Grad. Im Dezember blühen die Mimosen gelb, und im Januar erreichen die Mittagstemperaturen bei Sonne bis zu 20 Grad.

Der Radweg am Meer: Auch bei Profis beliebt

Realdo, das letzte Dorf im Valle Argentina

Abendessen auf Campingplatz unterm Strohdach, auf Plastikstühlen am weiß gedeckten Tisch: Meine Fahrradgruppe und ich probieren die Köstlichkeiten der Region. Die Focaccia, eine Art Fladenbrot, ist gut gesalzen, dünn und knusprig und eine ligurische Spezialität. Die Gnocchi zergehen weich wie Butter auf der Zunge und das Pesto Genovese ist das beste, das ich je gegessen habe. Ein Barolo, einer der berühmtesten Weine aus der Nachbarregion Piemont, rundet die Sache ab. Nach einem fantastischen Tiramisu rollt „Carletto“, zu Deutsch, „Karlchen“, ein pensionierter Freund des Hauses, die Grappa-Bar an unseren Tisch. Über zehn Sorten stehen uns zur Auswahl. Pier Luigi Catto, der Campingplatzbesitzer, den alle nur „Dottore“ nennen, lächelt stolz. Sein Markenzeichen ist ein roter V-Ausschnitt-Pullover. Der Dottore empfiehlt mir den Grappa „delle Signorine“. Der „Damengrappa“ schmeckt nach Rosen und sehr weich, hat aber doch 43 Prozent Alkohol.

An der Seite des „Dottore“ sitzt Silvia seine Mitarbeiterin, die gute Seele im „Feriendorf der Blumen“. In Leverkusen geboren und aufgewachsen, gibt die Italienerin den deutschen Gästen nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch die besten Ausflugtipps der Einheimischen. Sie sprudelt vor Ideen für Trekking-, Wander- oder Fahrradrouten. Schön seien zum Beispiel Ausflüge in das Tal der Wunder oder zu den Wasserfällen des Rio Babaira oder auch in das dreißig Minuten enfernte Dorf Èze mit einem besonderen Blick auf Monaco und die Gegend.

Für unsere Radgruppe geht es am nächsten Morgen in das „Valle Argentina“, das Silbertal, so benannt weil die Olivenhaine in dem sehr grünen und wilden Bergen bei Sonne silbern glänzen. Der sportliche Bayer aus unserer Gruppe wählt den Free Ride Ausflug und tobt sich mit seinem Mountainbike und dem professionellen Führer Manuel Ducci auf den zahlreichen unbefestigten Wegen aus.

Ich schließe mich der Gruppe der Hobbyradler an und wir fahren mit dem Minibus und Anhänger hinauf bis in das fast ausgestorbene Schäferdorf Borniga auf 1300 Meter. Die Räder abgeladen geht es nun bergrunter. Einstige Militärwege bieten ein ideales asphaltiertes Straßennetz für Radfahrer bei wenig Verkehr. „Bremsen und Schauen!“, ruft der Holländer aus unserer Gruppe und saust an mir vorbei. Durch Wälder düsen wir die Berge herunter – auf 900 Meter passieren wir Realdo, das in ersten Jahrtausend auf einem Felsen erbaute Dorf.

In dem Hexendörfchen Triora machen wir eine Pause. Hier gab es die größten Hexenprozesse der italienischen Geschichte, erklärt uns Luana Borelli, die Besitzerin des Feinkostladens „La Strega di Triora“ (Die Hexe von Triora). Die Geschichte ist im Hexenmuseum mit zahlreichen Prozessakten belegt. Während wir in einem Paradies von Köstlichkeiten zwischen Käsetheke und Hexenmarionetten eine „Weinsünde“ („Peccato di vino“), in Wein eingelegte Rosinen, probieren, erklärt sie mit funkelnden Augen: „Heute sind die Hexen Glücksbringer der Stadt. Früher mussten die Frauen, die sich gut mit Kräutern auskannten, herhalten als Sündenböcke für Hunger und Not in Zeiten großer Armut.“

Mittags kehren wir wie auch andere Radler im Restaurant „Il Santo Spirito“ in Molini di Triora ein. Carletto, der sich zum Zeitvertreib um die Touristen kümmert, verrät: „Hier im bergischen Hinterland kann man fast überall sehr gut Essen, die Restaurants an der Küste sind alle teuer.“ Maria Chiara, Besitzerin des Restaurants „Il Santo Spirito“, fegt mit schwarzem Haar und tiefer Stimme durch den Saal. „Vino Rosso?“ Ich nicke. Den Rotwein „Ormeasco di Pornassio“ hat ihr Mann Agosto Zucchetto angebaut und abgefüllt. Kräftig im Geschmack und mit 11,5 Prozent doch leicht und bekömmlich. Als Hauptspeise gibt es Tagliolini, Spaghetti-förmige Eiernudeln, mit Pilzen – denn in dieser Gegend wachsen so einige.

Gestärkt durchfahren wir die Dörfer Baldalucco und Taggia und nähern wir der neuen zweispurigen Fahrradstrecke am Meer entlang von San Remo bis San Lorenzo al Mare, die wir bei Arma di Taggia erreichen. Die „Pista ciclabile“ entlang der „Rivieria dei Fiori“ ist 24 Kilometer lang, und soll in den nächsten zwei Jahren noch verlängert werden. Die Blumenrivieria heißt so, weil hier in der Region in den 50er und 60er Jahren der Blumenhandel blühte, bis die Konkurrenten aus Holland Marktführer wurden. Hier müssen wir nun doch noch ordentlich in die Pedalen treten und fahren am Meer entlang vorbei an Palmen und Oleanderbüschen zurück zum „Villaggio dei Fiori“, wo der Dottore uns schon von weitem in seinem roten Pullover entgegen winkt.

Informationen:
Ufficio Promozione STL Riviera dei Fiori
www.visitrivieradeifiori.it
www.turismoinliguria.it

Fahrradtouren – Mountainbiking:
www.rivierafreeride.com
Geführte Touren für Fortgeschrittene „down hill“ mit Manuel Ducci, 2009 italienischer Meister. Ab Anfang 2011 auch Kurse für Anfänger.
www.alpidelmareinbici.it

Wohnen
Villaggio dei Fiori
Sanremo
www.villagiodeifiori.it
silvia@villaggiodeifiori.it (Silvia Morano spricht deutsch.)
Das Blumen-Feriendorf bietet zahlreiche Touren von Moutainbiking bis Trekking sowie Ausflüge von Finale Ligure bis nach Monte Carlo an, Abholservice vom Flughafen Nizza u.v.m.

Essen:
Ristorante „Santo Spirito“
Piazza Roma, 23
Molini di Triora
www.ristorantesantospirito.com
Ristorante „Ca‘ Mea“ (bekannt für seine Pilzgerichte)
Strada statale 548
Badalucco
Montags Ruhetag, Reservierung empfohlen: +39 0184408173

25.10.2010

24-Kilometer-Radweg am Meer

Borniga, winziges Schäferdorf
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