Terra Italia

Paestum: Archäologie und Natur

Paolo Gianfelici

Paestum (Terra Italia) – Das Verhältnis von Kunst und Natur war das

Hauptthema der 3. "Borsa Mediterranea del Turismo Archeologico"

(Mittelmeer-Börse des archäologischen Tourismus), die vom 9. bis 12.

November in Paestum in Kampanien stattfand (www.borsaturismo.com). Die

Aussteller auf der Tourismusbörse – Reiseveranstalter, Hoteliers,

öffentliche Stellen zur Förderung des Tourismus, archäologische Vereine –

kamen in der Mehrzahl aus den Regionen Süd- und Mittelitaliens, aber auch

aus einigen Ländern des Mittelmeerraums (Griechenland, Ägypten, Syrien,

Marokko, Tunesien usw.).

Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ die Präsentation der Region

Umbrien. Diese schon wegen der Architektur ihrer mittelalterlichen Kirchen

und Paläste berühmte mittelitalienische Region wurde als ein Gebiet

vorgestellt, das auch an archäologischen Denkmälern besonders reich ist.

Umbrer, Etrusker, Sabiner und Römer haben in Umbrien ihre Spuren

hinterlassen. Vor allem in der Provinz Terni sind archäologische

Fundstätten, so die von Carsulae, Ortricoli und Orvieto, von großer

Bedeutung. Informationen: Azienda di Promozione Turistica dell’Umbria: Via

Mazzini, 21 06100 Perugia; www.regione.umbria.it/turismo.

Die etruskischen Nekropolen, die griechischen und römischen Tempel und die

Amphitheater erfordern eine neue Betrachtungsweise, die den Zusammenhang

mit ihrer natürlichen Umgebung berücksichtigt. Wenn man beispielsweise

nach Paestum reist, darf man sich nicht damit begnügen, die Majestät des

Neptun- oder des Ceres-Tempels zu bewundern oder die archäologischen

Fundstücke zu studieren. Die Architekten der Magna Grecia, die das von den

Römern in Paestum umbenannte Poseidonia erbauten, haben die einzelnen

Denkmäler nämlich so angeordnet, dass dem Gebirge im Osten und dem Meer im

Westen Rechnung getragen wurde. Die Faszination der Überreste des im

Norden der Stadt gelegenen Heiligtums der Hera Argiva rührt zum großen

Teil von der Sumpflandschaft in der Umgebung der nahen Mündung des

Sele-Flusses her. Um voll in den Genuss der Zweiheit Kunst-Natur zu

kommen, sollte sich der Liebhaber der Archäologie per Mountainbike oder

auf einem Fußweg in das Nationalmuseum von Paestum begeben. Auf seiner

Wanderung kann man dann die Landschaft des Cilento (so heißt dieses antike

Gebiet) sowie die zahlreichen Arten der Tier- und Pflanzenwelt beobachten.

Die “Tomba del Tuffatore” (Grabmal des Tauchers) ist aufgrund ihrer

Schönheit und ihres Tiefsinns ein hervorragendes Beispiel klassischer

Malerei. Sie stellt den nach dem Tod erfolgenden Übergang in eine

unbekannte Wirklichkeit dar, und zwar mit Hilfe einer menschlichen Figur,

die ins Meer eintaucht. Dabei sieht man jenes intensiv blau kolorierte

Tyrrhenische Meer, das sich in einigen Hundert Metern Entfernung befindet.

Eine der Hauptstärken des touristischen Angebots der 3. Borsa Mediterranea

war die Beachtung des Kontexts der einzelnen archäologischen Stätten und

der Naturgüter. Deswegen war es ziemlich paradox, dass in Paestum einige

Hotels (mit vier oder fünf großzügig ausgeteilten Sternen) zwar für

Schönheits- und Fitnesskuren gut ausgestattet sind, ihren Kunden aber kein

simples Fahrrad zur Verfügung stellen können. Vielleicht tun sie dies, um

das Leben ihrer Gäste keiner Gefahr auszusetzen. Ich habe nämlich beim

Versuch, mich zu Fuß zum Ceres- Tempel zu begeben, Kopf und Kragen

riskiert und wäre auf einer Straße ohne Bürgersteig beinahe von einem Auto

erfasst worden.

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