Terra Italia

Die Poesie der Christkindlmärkte Südtirols: Heimatkrippen und Speck

Paolo Gianfelici

Bozen (Terra Italia) – Wie nun schon seit zehn Jahren findet auch in

diesem Jahr der traditionelle Christkindlmarkt auf dem Waltherplatz der

Hauptstadt Südtirols (www.hallo.com) statt. An den einzelnen Ständen sind

wertvolle handgeschnitzte Holzkrippen, vorwitzige Engelchen aus Keramik,

verwachsene Zwerge, die Glück bringen sollen, und in den Alpentälern

gereifter Speck mit deutscher Gründlichkeit aufgereiht. Alles wartet nur

darauf, von den Besuchern der Umgebung und den zahlreichen Touristen aus

Österreich, Deutschland und Norditalien gekauft zu werden.

Mit einer Tasse stark gewürzten Glühweins in der Hand, habe ich am ersten

Adventssonntag den Melodien der Alphornbläser zugehört und bin zwischen

den Buden des Christkindlmarkts gebummelt, wo sich inmitten von viel

Kitsch auch Gegenstände voller Poesie befinden, z.B. die Figürchen der

“Heimatkrippen”. Diese Krippen des bäuerlichen Brauchtums stellen die

Geburt Christi in einem Tiroler Stall mit Kamin, Heuschober und Brunnen

dar. Daneben gibt es Barock-Krippen, die in ihrer Einfachheit ebenfalls

weit von der Theatralik napoletanischer Krippen entfernt sind. Die

Holzschnitzkunst (man verwendet Ahornholz) gehört seit mindestens vier

Jahrhunderten zur Kultur des Grödner Tals: Mit religiösen und profanen

Gegenständen, die nach Geschichte duften und doch auch dem empfindlichen

zeitgenössischen Geschmack entsprechen, lassen die Künstler alte

Traditionen wieder aufleben

Weihnachten und Neujahr feiern heißt heutzutage nicht mehr, den Tisch mit

ungewöhnlichen und exotischen Speisen zu überladen, sondern Gerichte

anzubieten, die ein traditionelles Aroma und einen überlieferten Geschmack

besitzen. Herr Masè, der Besitzer eines 1932 eröffneten

Delikatessen-Geschäfts (Via Goethe, 15 – Bozen), ist mit einem Stand auf

dem Christkindlmarkt am Waltherplatz vertreten. Er erklärt mir, dass der

Speck des Grödner Tals mindestens ein Jahr reifen müsse, sofern man die

alte Herstellungsweise beachtet. Heute dagegen werde der Großteil der Ware

schon nach zwei bis drei Monaten auf den Markt gebracht. Auf traditionelle

Weise hergestellt, ist der Speck weich und sehr lecker; er schmeckt und

riecht dann nicht mehr nach Rauch.

Im Adamello-Naturpark werden nicht nur Rinder- und Schweineschinken,

sondern auch Wildschwein-, Hirsch-, Gemsen-, Reh- und Eselschinken (er

allein macht 55% der Produktion aus) hergestellt; dazu kommt der mit den

Kräutern des Naturparks gewürzte Speck. Ein anderer Leckerbissen von Herrn

Masè ist der “Formaggio ubriacone” (beschwipster Käse; eine mit Teroldego,

einem Rotwein der Region, zubereitete Spezialität) sowie die Kaisersoße

(Tomaten mit Speck).

Der Christkindlmarkt von Bozen schließt am 23. Dezember. Die vier anderen

Weihnachtsmärkte Südtirols finden dieses Jahr in Bruneck (bis 30.

Dezember, www.bruneck.com), Meran (bis 31. Dezember, www.meranoinfo.it),

Sterzing (bis 7.Januar, www.natalefiaba.com) und Brixen (ebenfalls bis 7.

Januar, www.brixen.org) statt. In den Sälen des mittelalterlichen

Schlosses Runkelstein bei Bozen ist bis 6. Januar eine den Adventsbräuchen

gewidmete Ausstellung geöffnet.

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