Terra Italia

Nebenbei bemerkt: Italienischer Staatssekretär will deutschen Urlaubern die “Spag(h)etti” vermiesen *

Richard Bruetting

Der Staatssekretär im italienischen Wirtschaftsministerium, Stefano Stefani, der auch für die Tourismus-Förderung zuständig ist und kürzlich die italienische Delegation bei der ITB in Berlin leitete, hat sich im Hausblatt der Lega Nord „La Padania“ u.a. mit folgenden Worten über die deutschen Italientouristen beschwert: „mangiano i nostri spaghetti“ (Sie essen unsere Spaghetti)! Nach seinen eigenen Worten wollte er damit die Diskussion um die deutsch-italienischen Beziehungen verschärfen („inasprire i rapporti italo-tedeschi“).

Ganz abgesehen davon, dass der nationalbewusste Deutsche „Spagetti“ aus Weichweizenmehl mit Frischei bevorzugt, ist Stefanis Vorwurf, die Gäste aus dem Norden würden sich regelmäßig nur mit abstrusen Hintergedanken („P38 anstatt Soße“) an den „Spaghetti“ vergreifen, ziemlich absurd. Denn bekanntlich ist es freundlichen Gastronomen seit Jahrzehnten gelungen, Millionen von Deutschen gerade mit Würstel con crauti, Canederli uws. an die Adria-Strände zu locken.

Stefanis rüpelhafte Verbalattacken („Wir kennen sie gut, die Deutschen. Diese stereopypisierten Blonden mit dem hypernationalistischen Stolz … Sie fallen lärmend über unsere Strände her …“) haben nicht nur Bundeskanzler Schröder verprellt, der angesichts der Weigerung der italienischen Regierung, Stefani zu maßregeln, seinen Italienurlaub bei seinem Freund, dem Künstler Bruno Bruni, absagte. Auch andere deutsche Urlauber fühlen sich vor den Kopf gestoßen!

Aber warum hat Stefani nur den Bundeskanzler zu sich an den Gardasee eingeladen, um ihm zu zeigen, aus welchem Holz er, Signor Stefani, geschnitzt sei? Auch andere deutsche Italienreisende möchten gerne sehen, wie es bei den Stefanis zugeht. Und wenn er seinen deutschen Besuchern dann schon das nationale Kulturgut „Spaghetti“ ** verweigern will, so könnte er an deren Stelle doch Rigatoni, Crespelle, Tagliatelle usw. servieren, notfalls auch „Spagetti mit Frischei“. So wählerisch sind die Deutschen nun wirklich nicht – vorausgesetzt, die Pasta-Gerichte werden nach schmackhaften traditionellen Rezepten zubereitet, etwa mit Steinpilzen oder mit Safransoße und Meeresfrüchten.

Stellen wir also die Frage: Möchte Signor Stefani (Lega Nord) tatsächlich den deutschen Italientouristen ihren heiß geliebten Teutonengrill verleiden? Sollen sie etwa gar jene vortrefflichen Orte und prächtigen Hotels in Italien meiden, die TERRA ITALIA NEWS seit nunmehr drei Jahren und seit kurzem auch EUROPA TURISMO NEWS vorstellen? Nach einer Umfrage der ARD (Tagesschau) nehmen immerhin über 70% der über 10.000 Befragten Stefanis Worte ernst und sind bereit, sich ihren Italienurlaub vermiesen zu lassen.
Nachfrage mit leichtem Augenzwinkern: „Wirklich?“

* Spaghetti … eindeutschend Spagetti (R 33) Plur. (it.) (lange, dünne, schnurartige Nudeln)
cf. Duden: Die deutsche Rechtschreibung, 1996, S. 694, Sp. 1.
** Marco Polo berichtete, er habe in China Gerichte vorgefunden, die denen ähneln, welche die Italiener aus Weizenmehl herstellen.

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