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Latium lohnt sich

Das Hinterland von Rom ist ein Geheimtipp. Vor allem für Naturliebhaber und Pferdefreunde. Ein großes Netz von Wander- und Reitwegen führt durch die Hügel, Wälder und Berge und entlang der Seen der Region.

Latium lohnt sich

Text und Fotos: Marion Püning

Latium – Was das „Motorino” – das „Motorrädchen“ – für Rom bedeutet, ist in der Region Latium das Pferd. Für eine Landpartie ins touristisch eher unentdeckte Hinterland von Rom braucht man jedoch nicht zwangsläufig ein Pferd, es geht auch zu Fuß. Ein großes Netz von Wander- und Reitwegen führt durch die Hügel, Wälder und Berge und entlang der Seen der Region. Die Reitwege Nummer zwei und Nummer vier führen an dem berühmten Fluss Tiber entlang.

Giampietro thront auf seinem Schimmel. Unter der alten Eiche kommt das trabende Pferd mit einem Satz zu stehen. Die Hufe auf den Wurzeln des Baumes, der Pferdekopf umgeben von Ästen und Blättern. Das Tier steht still, als ob es für ein Porträt Modell stehe. Pferd und Reiter bilden eine harmonische Einheit. Wer die schönsten Orte im Latium gemeinsam zu Pferd entdecken möchte, schließt sich am besten ihm an: dem Pferdeprofi Giampietro Magagnini. Er ist „Buttero“, eine Art italienischer Cowboy.IMG_3100

Das Wort „Buttero“ stammt aus dem griechischen Wort Botér ab, was so viel wie Viehhüter bedeutet. Wie die anderen Butteri in der Region züchtet Giampietro Rinder und treibt sein Vieh mit seinen Pferden zusammen, so wie es bereits seine Großväter taten. Er betreibt außerdem ein Reitzentrum in Canale Monterano und zeigt den Touristen die schönsten Ecken seiner Heimat. Durch Flüsse, über Stock und Stein, bergauf und bergab. Während die Lerchen singen und ein Adler über den Indianerfelsen kreist, tauchen die Reiter in die Natur und in Kultur des Latiums ein. Wie aus dem Nichts tauchen aus dem üppigen Grün Überreste alter Aquädukt-Brücken aus dem 17. Jahrhundert auf. – Willkommen inmitten der Ruinen von Monterano! Seinen Ursprung fand das Landstädtchen bereits im 8. Jahrhundert vor Christus zur Zeit der Etrusker. Während Gianpietros Reitgruppe mit ihren Pferden über den Hügel in Richtung des Klosters San Bonaventura galoppiert, wandert Sara Pulvirenti, Präsidentin des Naturschutzvereins „Lumph@“, mit ausländischen Besuchern durch den Wald. Die 30-Jährige wirkt wie verliebt in das Naturreservat von Monterano, wenn sie von dem schönen Ginster, der Hagebutte oder dem rotem Tuffstein spricht und sogar wenn sie erklärt, warum es im Wald plötzlich nach faulen Eiern riecht. „Das ist der Geruch von Schwefel. Schwefel hilft vor allem bei Atemwegserkrankungen.“

Eine halbe Stunde nach den Reitern erreichen auch die Wanderer die weite Wiese, auf der sich die Fassade des barocken Klosters von San Bonaventura befindet, das Gian Lorenzo Bernini von 1677-1679 errichtete. Er gehörte zu den erfolgreichsten Bildhauern und Architekten seiner Zeit. Zu seinen berühmtesten Kunstwerken gehört der Trevibrunnen in Rom. Viele Filme, wie zum Beispiel Ben-Hur, wurden vor dieser imposanten Kultur-Kulisse im Grünen gedreht. Ein paar Schritte vom Kloster entfernt taucht das Schloss der Familie Altieri auf, die Bernini damals mit dem barocken Umbau des Ortes Monterano beauftragt hatte. Vor den Überresten der Palastmauern grasen Wildpferde zwischen Löwenbrunnen und Klatschmohn, nur die Fliegen stören die Seelenruhe der Pferde.

Unter einer Eiche an Holztischen treffen sich Reiter und Wanderer zum gemeinsamen Mittagessen, das Gianpietros Frau Francesa in dem „Buttero“-Zelt aus Bast und Holz zubereitet hat. Es geht zu wie früher. Es gibt Rotwein und Käse aus der Region, und wer mag, kann die „Trippa“, die Spezialität aus dem Latium, probieren. Dabei handelt es sich um Innereien, ähnlich zubereitet wie die bayrischen Kutteln. Und auch mit dem Toilettengang verhält es sich wie früher, ein WC gibt es nicht. Butteri wie Touristen suchen sich einfach ein stilles Örtchen im GebüschIMG_3024

Ein bisschen wie im Wilden Westen geht es im Latium zu – nur eben auf Italienisch. Ebenfalls lohnenswert ist ein Ausflug nach Tolfa. Einige Kilometer vom Dorf entfernt galoppieren die Tolfetano-Pferde in freier Wildbahn über die grünen Hügel – die italienische Landrasse wurde nach dem Tolfa-Gebirge benannt. Wer Glück hat, sieht hier die Butteri bei der Arbeit.

Info:

Tourismusbüro Latium
www.ilmiolazio.it/wps/it

Exkursionen und Führungen
Cooperative Social Lumph@
Sara Pulverenti
Via Manziana 22
00060 Canale Monterano
Mobil: +39.334.5987964
www.cooplympha.it

Naturreservat „Riserva naturale regionale Monterano“:
www.monteranoriserva.itIMG_2772 - Kopie

Pferdezentren und Reitausflüge
Centro Ippico ASD Equestre Caino
Giampietro Magagnini
Via Braccianese Claudia km 34,000
00060 Canale Monterano
Tel. +39.06.9964137
aecaino@libero.it
gpt.magagnini@libero.it

 

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