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ReisewegeSiziliens farbenfroher Alltag

Cinzia Pierantonelli



 Damals wie heute kommen Menschen aus aller Welt nach Sizilien: Die Gastfreundschaft auf der größten Insel Italiens ist weltweit berühmt

Trapani (TidPress) – Das Meer hat in Sizilien die Farbe der Pistazie, nahrhafte Frucht des Mittelmeerraums, gut für die Zubereitung von leckeren Kuchen und Eis. Die Erde ist manchmal rot wie das Thunfischfleisch, manchmal so blond wie reife weiße Trauben, sonst ocker wie Getreide.
Der Mond ist wie Mandelmilch, dicht und weiß, und die Lava im Gegenteil ist grell rot wie das Innere des Feigenkaktus. Vielfältige Farben, die jeder Sizilianer täglich vor Augen hat, kräftig und warm. Deswegen bevorzugen sie in der Kunst wie in der Küche die bunte Palette, und kommen sehr einfach von einem bunt gefärbten Handwagen zu einer „Caponata“, einer mit Oliven, Paprikaschoten und Tomaten angebratenen Gemüsemischung: Die Feinschmeckerwege „Le vie dei sapori“ in der Gegend von Trapani und Marsala sind immer eine Reise wert.

Segesta

Selinunte

Nicht alle wissen vielleicht, dass in Sizilien ganz komische Dinge passieren! Wie zum Beispiel zum Frühstück fein zerstoßenes Wasser -Eis mit Zitronensirup oder „Brot mit Brotlein“, Pane e Panelle, und zwar in Salzwasser aufgelöstes Weiß- und Kichererbsenmehl, gebacken das erste, und mit Petersilie gekocht das zweite: Ein typischer Imbiss der Palermitaner. Oder noch mit Eis gefüllte Brötchen als Snack, aber auch direkt aus dem Wasser rohe Seeigel-Eier mit ein paar Tropfen Zitronen als Aperitif.
In Sizilien sind die Zwischenmalzeiten sehr beliebt. Das ist die ´Dolce Vita´ auf der größten Insel Italiens. Vielleicht war sie auch in der Vergangenheit so süß.

Aus Kleinasien stammten die Elymer, ob sie zu den Trojanern gehörten, die die von den Griechen in Brand gesetzte Stadt verließen, weiß man nicht genau, darüber redete Thukydides. Von Vergil in der Äneis wird von jener Bevölkerung erzählt: Das Kaiserreich Roms brauchte einen Held und er wurde für den Dichter aus Mantua eben Äneas, der trojanische Prinz und Stadtgründer Roms.
In der Galleria Borghese ist die von Bernini ausdruckvolle Skulptur von der Familiengruppe zu bewundern: Der aus dem brennenden Troja flüchtende Äneas, der den Vater Anchises auf den Schultern trägt, mit dem jungen Sohn Askanius, der neben her läuft.
Die Reise ist lang und als sie an der Küste Siziliens entlangfahren, entscheiden sie, dort anzuhalten. Dort wird der alte Vater für ewig bleiben, denn seine Kräfte verlassen ihn: Einen ruhigen Ort auf der Inseln wird Äneas für ihn finden und Wachen aufstellen, damit die gute Seele des Vaters in Frieden ruht.
Viele sind die Legenden, aber sicher ist es, dass Elymer zusammen mit den Sikelern und den Sikanern zu den vorgriechischen Kolonisatoren Siziliens gehörten und die für ihre stattlichen Tempel berühmte Stadt Segesta gründeten. Die Griechen kamen im Jahr 650 v. Chr., und errichteten in der Nähe des Meeres majestätische Tempel, so dass Selinunte eine der größten archäologischen Ausgrabungsstätte des gesamten Mittelmeerraums ist.
Araber eroberten Sizilien im 9. und blieben bis zum 11. Jahrhundert; diese Zeit war für das Land eine ausgesprochene Blütezeit: Sie führten Apfelsinen, Baumwolle, Maulbeerbäume, Zuckerrohr und Dattelpalmen ein und legten große Bewässerungsanlagen an, damit der trockene Boden fruchtbar wurde.

Wenn es damals um Eroberungen ging, geht es heute glücklicherweise nur um Tourismus, aber die Insel ist genau so beliebt, und die Erinnerung an einen schönen, gemütlichen Aufenthalt hat man aufs Leben. Und die Sizilianer haben einen Sinn für Gastfreundschaft.
Seit Jahren haben sie auch den Urlaub auf dem Bauernhof so entwickelt, dass man überall ein reichliches Angebot hat: Die schönen Bagli, d.h. vornehme, sanierte Bauernhäuser mit Wein oder Oliven Anbau.
Vielleicht ist es in Sizilien besonders bezaubernd einfach den Alltag zu erleben, wie die Einheimischen ihn verbringen: Man wartet darauf, dass die Sonne sich langsam nach Westen bewegt, und nur dann traut man sich auf die Straße. Draußen beobachtet man, redet, kostet, singt vielleicht: Der Tag ist noch lang in Sizilien, und die Zeit wird so vertrieben zwischen einem Spaziergang zur Bar für die erfrischende „Granita“ und eine Pause am Platz, um Pane e Panelle zu kosten, oder eine Stippvisite zur Kaimauer, wo die ersten Boote mit der Beute des Tages gerade kommen: Es ist Zeit, die Fische zu hamstern, denn Nudeln mit Sardellen schmecken am besten, wenn sie ganz frisch sind.

Info:
www.leviedeisapori.it

02.03.2010

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