Terra Italia

Labyrinthischer Weg zur Begegnung mit Parmigianino

Alessandra Riva

Parma hat die Fünfhundertjahrfeier der Geburt Parmigianinos mit einer bedeutenden Sammlung seiner Werke aus den Museen der ganzen Welt großartig gestaltet. Weitere Initiativen in der Stadt und ihrer Umgebung.





Parma, Galleria Nazionale:
„Die türkische Sklavin“

Parma (Terra Italia) – Im Jahr 2003 feiert man den 500. Geburtstag des bedeutendsten manieristischen Künstlers Italiens, Francesco Mazzola (1503-1540), genannt Parmigianino. Seine Geburtsstadt Parma veranstaltet ihm zu Ehren eine Gemäldeausstellung, bei deren Eröffnung der bekannte Kunstkritiker Vittorio Sgarbi, der Vorsitzende des Nationalkomitees für die Fünfhundertjahrfeier von Parmigianino, persönlich anwesend war. Es geht aber nicht nur um den Maler aus Parma, sondern auch um den Manierismus. Die Werke italienischer und europäischer Künstler, die mit Parmigianino verbunden waren, z.B. Correggio, Pontormo, Michelangelo Anselmi, Hans von Aachen und Bartholomäus Spranger, repräsentieren diese Stilrichtung.
Die Ausstellung ist einfallsreich gestaltet: Ein vielleicht zu labyrinthischer Weg führt durch die Säle der Galleria Nazionale und des Palazzo della Pilotta, aber hilfsbereite Hostessen sind ja immer zur Stelle, damit man keinen Saal auslässt! Nach dem Besuch der Räume, die Correggio und anderen Zeitgenossen Parmigianinos gewidmet sind, geht man durch das eindrucksvolle Theater („Teatro Farnese“) und über eine imposante Treppe („Scala dei Cavalli“) hinunter in die Säle mit den Werken von Francesco Mazzola. Außer seinen Porträts und Selbstporträts, unter denen man das weltbekannte Bild „Die türkische Sklavin“ und das „Selbstporträt im Spiegel“ bewundern kann, sowie Gemälden über religiöse und mythologische Themen umfasst die Ausstellung auch einen Raum mit den Zeichnungen und Studien des Künstlers. Schließlich ist die Schule des Manierismus durch die Werke wichtiger europäischer Vertreter präsent. Die Gemälde und Fresken, die nicht im Original zu sehen sind, werden projiziert, ebenso die wichtigsten Etappen der Biographie Parmigianinos.

Die gezeigten Gemälde sind nicht nur im Besitz der Galleria Nazionale von Parma, sondern wurden von Museen und Galerien aus der ganzen Welt ausgeliehen, insbesondere vom Kunsthistorischen Museum in Wien. Der zweite Ort dieser internationalen Ausstellung, die in Italien unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik, Carlo Azeglio Ciampi, steht, wird übrigens die österreichische Hauptstadt sein (4. Juni – 14. September 2003).

Die italienische Presse hat von diesem wichtigen Kunstereignis mehrfach berichtet. Sogar „La Padania“, die Tageszeitung der Lega Nord, hat auf der ersten Seite einen Artikel über die Ausstellung der „schönsten Werke des padanischen Malers“ erscheinen lassen. Gewiss wurde Francesco Mazzola in der sog. „Padania“ geboren und ein Norditaliener von heute darf sich stolz fühlen, dass ein solch erkannter Künstler aus seinem Gebiet stammt. Nichtsdestoweniger bezieht sich Parmigianinos „Padanisch-Sein“ (padanità) lediglich auf ein geographisches Faktum.

Die Stadt Parma und die Region Emilia-Romagna bieten noch weitere Möglichkeiten, um Parmigianino besser kennen zu lernen: Ganz in der Nähe des Palazzo della Pilotta kann man in Parma den berühmten Freskenzyklus der Kirche Madonna della Steccata direkt von den Gerüsten der Restauratoren aus bewundern (Reservierung erforderlich). In der Biblioteca Palatina wird die Ausstellung „Parmigianino tradotto“ vom 29. März – 27. September 2003 die Verbreitung seines Stils in Italien und Europa aufzeigen.

Die Hauptausstellung ist kostenlos per Bus (täglich um 11.00, 15.00 und 17.00 Uhr, freitags auch um 20.00 Uhr) mit dem Fontanellato verbunden, einem Saal, dessen Rocca Sanvitale mit den Fresken der Geschichte von Diana und Akteon ausgemalt ist. Hier kann man vom 8. Februar – 15. Mai auch die Ausstellung „Committenti e copisti“ (Auftraggeber und Kopisten) besuchen. Gleichzeitig findet in Casalmaggiore die Ausstellung „La pratica dell’alchimia“ (Die Praxis der Alchimie) statt, die in diesem Zeitalter üblich war und womit sich Parmigianino selbst beschäftigt hat.

Info: PARMIGIANINO E IL MANIERISMO EUROPEO (Parma, Galleria Nazionale; 8. Februar – 15. Mai 2003). www.parmigianino.com.
Öffnungszeiten: täglich (inkl. montags und an Feiertagen) 9.30-19.30 Uhr; samstags 9.30-22.00 Uhr. Eintritt: Erwachsene 10,00 Euro; ermäßigt 8,00 bzw. 9,00 Euro.


Rocca di Fontanellato,
„Diana und Akteon-Saal”, Ostseite
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