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UNESCODas UNESCO-Weltkulturerbe vereint Italiens Regionen

Cora Ebeling



 Italien ist weltweit das Land mit den meisten Unesco-Welterbestätten. Zurzeit werden 47 geschützte Orte im Bel Paese gezählt, 41 stehen noch auf der Warteliste

Genua (TidPress) – Italien wird in der Welt meistens mit Rom, Venedig und Florenz in Verbindung gebracht, wobei die zahlreichen Kunst- und Naturschätze in den über 8000 Gemeinden den meisten Touristen verborgen bleiben, da sie nicht angemessen vermarktet und ausreichend bekannt gemacht werden.
Das Land hat ein Kultur- und Naturerbe von außerordentlichem Wert, aber Schwierigkeiten, mit dem rasant wachsenden Tourismus Schritt zu halten und dieses Erbe an den aufstrebenden internationalen Reise-Märkten bekannt zu machen und gleichzeitig zu schützen. Dazu müssen aber die Besucher über die Welterbe-Stätten ausreichend informiert werden und attraktive Angebote zur Verfügung haben, die es ermöglichen, einer Urlaubsreise den kulturellen Wert zu geben, der sie zu einer einzigartigen Erfahrung macht.
Zu diesem Zweck wurde dieses Jahr die erste Internationale Kultur-Tourismus Messe organisiert, die in der historischen Villa Marigola in Lerici in Ligurien stattfand. Die Veranstaltung wurde von den Handelskammern von Genua, La Spezia, Perugia, Matera und Foggia unterstützt, die zum ersten Mal regionsübergreifend zusammengearbeitet haben, um das Unesco-Welterbe in den jeweiligen Gebieten aufzuwerten und den nationalen und internationalen Incoming-Tourismus, insbesondere den der Schwellenländer, anzukurbeln.
„Link and buy Unesco Sites“, unter diesem Motto haben sich etwa 30 Buyer aus 17 Ländern mit 80 Anbietern getroffen, um Pauschalreisen, Unterkünfte, Dienst- und Serviceleistungen in den Gebieten der Welterbestätten in Genua, La Spezia, Perugia, Matera und Foggia kennenzulernen. Das Treffen für Angebot und Nachfrage war für alle Beteiligten so erfolgreich, dass bereits eine nächste Messe für 2013 geplant ist. Das Binom Tourismus und Kultur wird Arbeitsplätze schaffen, die Umsätze steigern und somit den Wirtschaftsaufschwung unterstützen. Der rote Faden heißt in diesem Fall Unesco, der Italien mit dem Rest der Welt verbinden soll.
Ligurien zählt zu seinem Welterbe das historische Stadtzentrum von Genua mit den Palazzi dei Rolli und den Strade Nuove sowie die Kulturlandschaften Cinque Terre, Portovenere und die Inseln Palmarola, Tino und Tinetto.
Die Strade Nuove und die angrenzenden Palazzi dei Rolli in der historischen Altstadt von Genua gehören seit 2006 zum Unesco-Weltkulturerbe. Die etwa 150 Palazzi dei Rolli, von denen heute bereits 42 zum Welterbe zählen, wurden zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert erbaut und sind ein frühes Beispiel moderner Stadtplanung. Da Genua zu der Zeit eine blühende Handelsstadt war und über außerordentliche finanzielle Mittel verfügte, kauften die einflussreichsten Genueser Adelsfamilien wie Spinola, Lomellino, Grimaldi, Doria und Pallavicini ein Grundstück außerhalb der damaligen Altstadt, teilten es untereinander auf und ließen sich darauf jeder einen eigenen Palast bauen. Dieser diente sowohl als Wohnsitz wie auch zu repräsentativen Zwecken, denn damals erhielt die politisch sehr bedeutende Stadt viele Staatsbesuche.

Die Palazzi wurden in drei Kategorien aufgeteilt, was unserem heutigen 5 Sterne-Bewertungssystem entspricht. Entsprechend konnten wichtige Persönlichkeiten, vom Kardinal bis zum Botschafter, empfangen werden.
Aber nur die Besitzer durften Staatsgäste beherbergen, die in den sogenannten „Rolli“, den auf Papierrollen ausgehängten Gastgeberlisten, eingetragen waren. Jedes Mal wenn sich ein Staatsbesuch anmeldete, wurde durch Los entschieden, welcher Familie die Ehre des Gastgeberrechts zufiel.
Die meisten dieser prächtigen Palazzi aus der Renaissance- und Barockzeit wurden entlang der Via Garibaldi, Via Balbi und Via Cairoli, eben den „Strade Nuove“, den damaligen neuen Straßen, errichtet.
Die berühmtesten Architekten, Maler und Bildhauer, unter ihnen Luigi De Ferrari, Bernardo Strozzi und Luca Cambiaso, wurden mit dem Bau und der Ausschmückung beauftragt. Ihnen haben wir es zu verdanken, wenn wir heute diese beeindruckenden Palastanlagen bewundern können. Die kunstvoll verzierten Außenfassaden, die Fresken und Statuen in den Innenräumen, die zudem wertvolle Gemälde (u.a. von Rubens, Dürer, Van Dyck, Tintoretto, Veronese, Guercino) beherbergen, sind ein einzigartiges Zusammenspiel damaliger Kunst.
Manche Palazzi sind noch bewohnt, andere kann man besichtigen oder sie beherbergen Museen. Das Rathaus der Stadt ist in einem der schönsten Gebäude untergebracht, dem Palazzo Doria Tursi in der Via Garibaldi, in der sich auch der Sitz der Handelskammer und der Deutschen Bank befinden.

Ungefähr 80 km südlich von Genua, an der Riviera del Levante, der östlichen Küste Liguriens, erstrecken sich zwischen Sestri Levante und La Spezia auf etwa 12 km die bekannten Cinque Terre, was damals so viel wie fünf Dörfer bedeutete. Die fünf malerischen Orte Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore sind in der Steilküste eingebettet, als wären sie mit ihr entstanden und befinden sich entweder oben auf den Felsen wie Corniglia, oder unten am Meer wie die anderen vier. Die Cinque Terre wurden 1997 zusammen mit dem gleichnamigen Nationalpark in das Unesco-Welterbe aufgenommen, um nicht nur das kulturelle und historische, sondern auch das natürliche Erbe im Landesinnern zu bewahren.
Der Einklang, in dem dort seit Jahrtausenden Mensch und Natur leben, ist einzigartig. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man den Blick über die Hügel mit den Weinterrassen und den niedrigen, die Grundstücke abgrenzenden Steinmauern schweifen lässt, als ob alles von Menschenhand Geschaffene zur Landschaft zu gehören scheint.

Obwohl die Cinque Terre seit vielen Jahren ein weltweit beliebtes Urlaubsziel sind, hat der Massentourismus den typischen Charakter dieser Gegend noch nicht zerstört.
Die Einwohner sind sehr auf Umweltschutz und Erhaltung des Territoriums bedacht, deshalb muss auch im Sommer das Auto auf den Parkplätzen außerhalb der Orte stehen bleiben.
Am schnellsten und billigsten bewegt man sich mit dem Zug fort, der stündlich verkehrt und alle Orte miteinander verbindet. Außerdem gibt es einen Wanderpfad (im Sommer gebührenpflichtig), der oben an der Steilküste entlang durch Weinberge und Olivenhaine führt, wo ein atemberaubender Blick auf Meer und Küste lockt. Wer gut zu Fuß ist, gelangt in etwa fünf Stunden von Monterosso nach Riomaggiore. Es gibt noch einen höher gelegenen, etwa 40 km langen Wanderweg, der durch den Nationalpark von Levanto bis Portovenere führt und die Wallfahrtskirchen miteinander verbindet, die sich in jedem Ort befinden. Der Weg ist oft beschwerlich und weist beträchtliche Höhenunterschiede auf, man kann aber auch auf kürzeren Teil-Strecken zwischen den einzelnen Dörfern die Landschaft genießen.

Monterosso al Mare ist der nördlichste und mit fast 1500 Einwohnern der größte Ort. Im Herbst 2011 zerstörte eine Schlammlawine infolge eines Unwetters große Teile des Ortes, die aber erstaunlich schnell wieder aufgebaut wurden. Heute scheint sich das Dorf fast gänzlich von der Katastrophe erholt zu haben. Nur entlang der Hauptstraße durch den historischen Ortskern ersetzen noch Holzplatten den Asphalt.

Weiter südlich an der Küste liegt ein weiteres Welterbe Liguriens, das einstige Fischerdorf Portovenere. Es grenzt den Golf von La Spezia, auch „Golfo dei Poeti“ genannt, nach Westen hin ab. Portovenere wurde 1997 zusammen mit dem Archipel der Palmarischen Inseln, Palmaria, Tino und Tinetto, zum Weltkulturerbe erklärt. Auch hier, wie in den Cinque Terre, sind Geschichte, Kultur und Natur harmonisch miteinander verbunden.
Portovenere ist ein geschichtsträchtiger Ort, dessen Name auf einen römischen Venustempel zurückgeht, der sich unter der Kirche San Pietro befand. Der älteste Teil der Kirche, die auf einem Felsen am Ortsrand errichtet wurde, stammt aus dem 5. Jahrhundert. Sie erhielt aber erst im 13. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen und ist ein Beispiel typischer Genueser Gotik, die weißen Marmor aus Carrara mit schwarzem Schiefer aus Lavagna vereint.
Zur Zeit der Seerepublik Genua erkannten die Genueser bald die strategische Lage auf der Landzunge zwischen Bucht und offenen Meer und bauten Portovenere zu einem Handelszentrum aus. Die typischen bunten, eine Stadtmauer bildenden Häuser, die man auch in anderen Orten Liguriens findet, zeugen davon. Wie auch die mächtige Festung „Castello Doria“ aus dem 12. Jahrhundert, die über der Altstadt thront und zur Verteidigung gegen den Erzfeind Pisa diente. Unter Napoleon wurde die Burg als Gefängnis genutzt und ist heute, nach einer akkuraten Restaurierung, Ort für Ausstellungen und andere kulturelle Events.

Um das Jahr 1822 hat sich der englische Dichter Lord Byron für einige Zeit in diesem malerischen Städtchen niedergelassen. Er soll fast 8 km ans andere Ende der Bucht nach Lerici geschwommen sein, um seinen dort lebenden Dichterfreund Percy Shelley zu besuchen. In Erinnerung daran findet hier an jedem dritten Wochenende im August der Byron-Cup statt, ein Schwimmwettbewerb von Portovenere nach Lerici.
Nicht umsonst hat die Bucht den Namen „Golfo dei Poeti“ erhalten, denn diese Gegend muss ein wahrer Geheimtipp unter Künstlern gewesen sein. Hier hielten sich in den letzten Jahrhunderten auch andere Dichter und Maler auf, unter ihnen David Lawrence, Gabriele D’Annunzio und sogar Arnold Böcklin.
Portovenere ist im Sommer ebenfalls für Autos gesperrt, ein öffentlicher Shuttle-Bus bringt die Besucher vom Parkplatz außerhalb des Ortes ins Stadtzentrum. Andernfalls kommt man auch per Boot hin, es gibt tägliche Schiffsverbindungen nach Lerici, La Spezia, zu den Inseln Palmaria und Tino sowie den Cinque Terre.

Info
Der Reiseveranstalter Caldana International bietet gezielte Pauschalreisen (auch Kurz- und Wochenendreisen) zu den Unesco-Welterbestätten in Ligurien, Umbrien, Apulien und Basilikata an. Auf Wunsch kann man so eine Reise auch mit Koch- und Handwerkskursen, Outdoor-Aktivitäten oder besonderen Events verbinden.
f.loda@caldanainternational.it
www.caldanainternational.it

www.rolliestradenuove.it
www.parconazionale5terre.it
www.prolocoportovenere.it

16.01.2013

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