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AusstellungenLorenzo Lotto: Ein moderner Maler der Renaissance

Cora Ebeling



 Die Einzelausstellung in den römischen Scuderie del Quirinale veranschaulicht Leben und Schaffen des oft unterschätzten Künstlers der Hochrenaissance

Rom (TidPress) – Nachdem Venedig, Bergamo, Paris und Washington bereits mit umfangreichen Einzelausstellungen dieses Malers gedacht haben, widmet ihm jetzt auch das Museum am Quirinal, die Scuderie del Quirinale, eine Werkschau. Bis 12. Juni kann man dort ungefähr 60 Exponate bewundern, die das Leben und die verschiedenen Schaffensperioden Lottos darstellen, von den religiösen bis zu den laizistischen Werken. Der Ausstellungsrundgang beginnt mit einigen seiner berühmtesten Altarbilder, Triptychons und Polyptychons, auf denen religiöse Motive in leuchtenden Farben, unter denen Blau und Rot hervorstechen, dargestellt sind.
Gleich am Eingang begrüßt den Besucher der beeindruckende Flügelaltar aus der Kirche des Hl. Dominikus in Recanati, der in der Ausstellung selbst restauriert werden soll.
Im zweiten Stockwerk findet man hingegen Porträts bekannter und unbekannter Persönlichkeiten, auf denen die einzigartige Fähigkeit Lottos zu erkennen ist, seelische Zustände und Gefühlsausdrücke zu porträtieren. Zudem blicken die dargestellten Figuren den Betrachter direkt an, was ungewöhnlich für die Malerei des 16.Jahrhunderts ist. Man kann durchaus sagen, dass in seinen Werken die Ursprünge der heutigen Porträtkunst liegen.
Die ausgestellten Kunstwerke kommen aus Museen und Privatsammlungen der ganzen Welt: Paris, London, Berlin und New York, seine Hauptwerke hingegen aus Venedig, Bergamo und den Marken, wo der Künstler die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat.

Porträt von Andrea Oldoni, 1527

Dreiseitiges Porträt eines Uhrmachers, ca. 1530

Lotto wurde 1480 in Venedig geboren und starb 1556 einsam in einem Kloster in Loreto in den Marken, in das er einige Jahre zuvor eingetreten war. Seine Ruhelosigkeit trieb ihn schon in jungen Jahren fern von der Heimat nach Treviso, Bergamo und schließlich nach Rom, wohin er von Papst Julius II beordert wurde, um beim Ausschmücken der Räume des Apostolischen Palastes mitzuwirken. Als die Koordinierung der Arbeiten jedoch Raffael aufgetragen wurde und Lottos Werke, die er mit Sodoma und Bramantino angefertigt hatte, den Stanzen Raffaels den Vorrang geben mussten, floh er aus der ewigen Stadt, um dem starken Einfluss des Meisters nicht gänzlich zu unterliegen. Immerhin hatte er Raffaels warme und intensive Farbtöne übernommen.

Seine frühe Schaffensperiode wurde durchaus von Giovanni Bellinis Altarbildern und den Porträts von Antonello da Messina beeinflusst, zugleich war Lotto auch ein großer Verehrer von Albrecht Dürer.
Doch bald entwickelte er einen ganz eigenen Stil, der die traditionelle Renaissance-Malerei seiner Zeit mit vorausgreifenden Elementen des Barock vereinte, weshalb er damals wie alle wegbereitenden Künstler von seinen Zeitgenossen meist nicht verstanden und nach seinem Tod zu schnell vergessen wurde. Erst im 19. Jahrhundert entdeckte ihn der auf die italienische Renaissance spezialisierte Kunsthistoriker Bernard Berenson wieder und schrieb ihn den Großen seiner Zeit zu: „Um die Kunst des 16.Jahrhunderts verstehen zu können, muss man Lotto ebenso wie Tizian kennen“.
Auch der Kurator der Ausstellung Giovanni Carlo Federico Villa betonte bei der Vernissage, dass Lorenzo Lotto eine durchaus gleichwertige Alternative zu den klassizistischen Werken von Tizian oder Raffael bietet und heute eigentlich eher als europäischer Maler bezeichnet werden kann.

Info:
Scuderie del Quirinale
Via XXIV Maggio 16
Tel. +39 0639967500
www.scuderiequirinale.it
Öffnungszeiten:
So – Do 10 bis 20 Uhr
Fr u. Sa 10 bis 22.30 Uhr
bis 12.Juni 2011

Eintritt:
€ 10,00, ermäßigt € 7,50

19.04.2011

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