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Abruzzen: die Abtei Fossacesia

Ivana Tamai



 Das Reiseziel, das am besten religiöse Faszination mit landschaftlichen Schönheiten vereint, ist die Abtei San Giovanni in Venere

Fossacesia(Tid-press) – „Hingehen, um zu sehen, sehen, um zu erkennen, erkennen, um zu lieben, lieben, um sich zu erfreuen“ – diese Einladung des hlg. Thomas von Aquin hat einen weiten Widerhall vom Mittelalter bis heute gefunden, und zwar seit dem Beginn der ersten religiösen Wallfahrten. Und wenngleich heutzutage die Wallfahrt von den Ansprüchen des Glaubens bestimmt ist, so bewegen andererseits Motive wie Kultur und Erholung den religiösen Tourismus.

Die derzeit in Italien am meisten genutzte Route, welche die Aufmerksamkeit des internationalen religiösen Tourismus auf sich gezogen hat, liegt im Gebiet zwischen Pescara, Chieti und dem Nationalpark der Maiella und verbindet Lanciano, Ortona, Manoppello, Orsogna, Casalbordino und Fossacesia miteinander.

Das Reiseziel, das am besten religiöse Faszination mit landschaftlichen Schönheiten vereint, ist vielleicht die in Fossacesia gelegene Abtei San Giovanni in Venere. Vom Meer her steigt eine Straße in Spitzkehren durch Olivenhaine bis an den Scheitel des Hügels, wo sich die Silhouette der prächtigen Abtei abzeichnet. Von diesem Juwel der Kunst der Romanik geht der Blick auf den Golfo di Venere mit seinen steil zum Meer hin abfallenden Klippen und den kleinen von „Trabocchi“ unterbrochenen Stränden, jenen typischen, zum Fischfang ins Wasser hinausreichenden Molen, die diesem Abschnitt der Adriaküste, den Gabriele D’Annunzio so sehr liebte, ein einzigartiges Flair verleihen.

Im architektonischen Gesamt vermischen sich die Elemente der Zisterzienser-Gotik, ein Beweis für die bedeutenden Umbauten, die im Laufe der Jahrhunderte erfolgten. Die früheste Niederlassung der Mönche geht auf das 7. Jahrhundert n.Chr. zurück; unter Abt Oderisio jedoch kam die Abtei in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zur größten Blüte, und dieses Bild hat sich bis heute erhalten.

An der Fassade am Eingang öffnet sich das Mond-Tor (13. Jahrhundert) aus weißem Marmor. Die Skulpturen der Flachreliefs aus dem 13. Jahrhundert erzählen das Leben Johannes’ des Täufers. Der Plan des Innenraums der Basilika weist drei durch majestätische Bögen gegliederte Kirchenschiffe auf. Die großen Apsiden nach arabischem Geschmack scheinen die Strenge der Abteigebäude zu mildern, während die kleineren Apsiden, welche die Krypta einfassen, durch polychrome Fresken aus dem 13. Jahrhundert veredelt werden.

Durch die hohen Fenster scheint ein gedämpftes Licht, das zur Meditation und zum Schweigen einlädt. Außen beleuchtet die Herbstsonne den Ziergarten des Klosters: Palmen, Büsche mit vielfarbigen Rosen, Hecken in geometrischen Formen … Im Innern bildet eine Galerie mit 29 dreibogigen Fenstern gleichsam einen Rahmen, der das Kloster umschließt. Am Abend zeichnet ein kluges Spiel mit künstlerisch gestalteten Leuchten die Silhouette der Abtei nach und taucht diese in ein geheimnisvolles Licht. Auch nach Jahrhunderten besteht dieses Geheimnis im weltumspannenden, ewigen Band des Menschen mit dem Göttlichen.

Info:
www.comune.fossacesia.ch.it

Übersetzung: Richard Brütting

10.12.2005

Foto Comune Fossacesia

Foto Comune Fossacesia

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