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Umbrien: die Kunst, der Geschmack, die Schönheit

Das „Grüne Herz Italiens“ ist laut „Lonely Planet“ ein unumgängliches Reiseziel im Jahr 2023, eine Schatztruhe, die man in aller Ruhe erkunden sollte

Umbrien: die Kunst, der Geschmack, die Schönheit

Text und Fotos: Lisa Mittelberger

In Umbrien haben Kunst und Geschmack schon immer einen spannenden Dialog geführt. „Lonely Planet“ hat in seiner jährlichen Rangliste der sehenswertesten Orte der Welt im Jahr 2023 genau diese grüne Region im Herzen Italiens in die Kategorie „Geschmäcker“ aufgenommen. Öl, Wein, Wurst- und Käsesorten, Trüffel, hausgemachte Nudeln und Fleischgerichte: Die Liste der Gaumenfreuden, die man in Umbrien genießen kann, nachdem man die bildhübschen Dörfer und die bezaubernden Naturlandschaften gesehen hat, ist lang und einladend. Einen Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Kunst und Gerichte kann man mit etwas Fantasie in den Gemälden und Fresken von Meistern wie Pietro Perugino oder Bernardino di Betto Betti, als Pinturicchio bekannt, finden. In der „Galleria Nazionale dell’Umbria“ in Perugia sind auf Peruginos Öl auf Leinwand „Die Anbetung der Könige“ (um 1470) neben dem Sockel des Baumstamms, der die Hütte mit Jesus in den Armen der Madonna und des Heiligen Josef trägt, einige Büschel mit Wildkräutern detailliert abgebildet. Andere sprießen in der Mitte des Bildes zwischen den Heiligen Drei Königen und Jesus, während im Hintergrund Bäume und Sträucher die verzauberte umbrische Landschaft schmücken. Neben der Kraft der Malerei scheint das Gemälde auch die köstlichen Aromen der umbrischen Küche freizusetzen und die Besucher einzuladen, sich nach der Bewunderung der Kunst zu Tisch zu setzen.

Montefalco, “L’Alchimista”, Fotos Lisa Mittelberger
Montefalco, “L’Alchimista”
Montefalco, “L’Alchimista, Foto Lisa Mittelberger

Montefalco

Von der „Galleria Nazionale dell’Umbria“ bis zum Dorf Montefalco sind es etwa 50 Kilometer mit dem Auto. Die Landschaft jenseits der Fenster ist eine Abfolge von Olivenhainen, Häusern, die sich harmonisch an den Hügeln schmiegen, hoch aufragenden Glockentürmen und Weinbergen, in denen die Blätter der Sagrantino-Traube im Herbst eine schöne rote Farbe annehmen. Direkt auf dem Dorfplatz in Montefalco befindet sich das Restaurant „L’Alchimista“, wo Köchin Patrizia kleine und große „Zaubereien“ auf den Tisch bringt. Die Gerichte werden mit schmackhaften, aber einfachen Zutaten realisiert und schmecken sehr gut. Als Tisch dient eine kunstvolle Glasplatte und auf den Teller kommen Artischockensoufflé mit Trüffelspänen und hausgemachte Nudeln mit Mariendisteln, die Patrizia persönlich gepflückt hat. Eine ungewöhnliche Kombination, die den frischen Geschmack dieser dornigen Pflanze mit den vielfältigen Eigenschaften bestens zum Vorschein bringt. Zu den Wildkräutern, die im Herbst und Winter in Patrizias Gerichten zu finden sind, gehören wilder Hopfen, Borretsch, Minze und wilder Kerbel. Vielleicht sind einige davon auch auf dem Gemälde von Perugino zu sehen.

Spello, Fotos Lisa Mittelberger

Spello

Auf der Suche nach Kunst kann man sich danach nach Spello begeben. Eine herrliche Stadt, die man beim Bummel durch ihre Gassen entdecken kann. Das Wunder der Infiorata am Samstag und Sonntag von Fronleichnam füllt Spello jedes Jahr mit bunten Blütenblättern. In der Kirche Santa Maria Maggiore sind es in der Baglioni-Kapelle die Darstellungen und Farben des Freskos von Pinturicchio, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Drei Wände, die aus nächster Nähe betrachtet werden können und auf denen der Meister zwischen 1500 und 1501 eine Verkündigung, einen jungen Jesus, der mit den Gelehrten diskutiert und die Anbetung der Hirten gemalt hat. Auf diesem Fresko trägt das Vorhandensein von viel Vegetation zur Harmonie des Ganzen bei, um zu betonen, dass die Schönheit der Schöpfung überall auf der Erde zu finden ist und wir ihr den größten Respekt schulden. Die Zeit scheint angesichts dieses Meisterwerks stillzustehen. Es ist wie ein Magnet, der den Betrachter in sein Wunder einbezieht und ihm überraschende Details, wie den Reliefschmuck an den Turbanen der Gelehrten, zeigt. Wenn man die Reise in die Vergangenheit fortsetzten will, kann man außerhalb der Stadtmauern die Villa dei Mosaici besichtigen, in der in einem zeitgenössischen Behälter ein Teil des polychromen Fußbodens einer Villa aus der Kaiserzeit aufbewahrt ist. Die Mosaikmotive stellen wilde Tiere, geometrische Elemente – im Raum der Amphoren sind diese Gefäße in einer sehr zeitgenössischen Version stilisiert -, Vögel und Personifikationen der Jahreszeiten dar. In Umbrien sind die Pflege und die Respektierung der Natur tief verwurzelt und die Region bietet dem Besucher immer wieder neue Erfahrungen mit unverfälschten Geschmäckern und zeitloser Schönheit.

Spello, Pinturicchio, Foto Lisa Mittelberger
Spello, Pinturicchio

https://www.umbriatourism.it/it/homepage

https://www.lonelyplanetitalia.it/

Spello, Foto Lisa Mittelberger
Spello
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