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Raffael, 500 Jahre später

Der Maler der Renaissance im Zentrum von Rom. Ein Spaziergang in die Kunst Raffaels, die man kostenlos in drei Kirchen bewundern kann

Raffael, 500 Jahre später

Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti

Raffael, Jesaja, Rom, Kirche S. Agostino

Raffael, Jesaja, Rom Kirche S. Agostino

Rom – Vielleicht fürchtete die Natur wirklich von Raffaello Sanzio (1483 – 1520) übertroffen zu werden, wie die Inschrift auf seinen Grab im Pantheon lautet. Fünfhundert Jahre nach dem Tod des Malers kann man seine Kunst, die „die Seele beruhigt und tröstet“ während eines spannenden Spaziergangs durch Roms Zentrum genießen. Ich starte von der Piazza del Popolo, um den Renaissance Maler auch durch sein architektonischesTalent kennen zu lernen. Die „Cappella Chigi“ in der Kirche Santa Maria del Popolo, deren Entwurf vom Bankier Agostino Chigi im Auftrag gegeben wurde, ist ein Beispiel für die Harmonie, die der Künstler aus Urbino mit seine Werke ausstrahlt. Die Dekorationen, die die Kapelle und die goldene Kuppel schmücken, wurden von Raffael gezeichnet. Ich tauche mit Hilfe meiner Fantasie in die Welt des Künstlers ein. In ein Rom, wo in den „botteghe“ Kunst geschaffen wurde und Papst Julius II. von Raffael die Stanzen und von Michelangelo die Deckenmalerei der Sixtinische Kapelle malen ließ. Ein Gesamtbild außergewöhnlicher Schönheit, dessen Spuren ich bei meiner nächsten Etappe in der Kirche von Santa Maria della Pace folgen will. Das helle Tageslicht eines warmen Nachmittags bringt mich wieder in die Gegenwart zurück. Der Platz ist belebt und ich bemerke viele Elektro-Scooter, die man mieten kann und die den Fahrern viel Freude bereiten.

Ich wähle die ruhige Via di Ripetta, um mich Piazza Navona zu nähern. Direkt dahinter endet eine kleine Straße mit der weißen, einzigartigen Fassade der Kirche Santa Maria della Pace. Ein halbierter Tempel samt Säulen schmückt den Eingang. Die Kirche ist klein, aber oberhalb der ersten, auf der rechten Seite gelegene Kapelle (nochmals eine „Cappella Chigi“) hat Raffael die Sybillen gemalt. In ein paar Wochen wird die behutsame Restaurierung beendet sein und man wird dieses Werk in seinen schönen Farben sehen. Der Architekt und Restaurator Antonio Forcellino hat während den Arbeiten auch einen interessanten Fund gemacht. Auf beiden Seiten der Fresken wurde eine Lisene, eine Scheinarchitektur, realisiert und auf der rechten Seite ist unter einer Goldschicht eine Zeichnung von Raffael zum Vorschein gekommen. Praktisch hat der Maler mit dem Zusatz des dekorativen Elements die „falsche“ Architektur bereichert und ist dem Barock seiner Zeit voraus gewesen.

Rom, Santa Maria della Pace

Rom, Santa Maria del Popolo

Rom, Santa Maria della Pace

Rom, Santa Maria della Pace

Ich überquere wieder die Piazza Navona und erreiche die Kirche von S. Agostino. Die elegante Fassade befindet sich oberhalb einer kurzen Treppe, die sie noch feiner erscheinen lässt. Auch hier wird die Innenausstattung restauriert, aber den Propheten Jesaja von Raffael kann man trotzdem bewundern. Mit den Pastellfarben seines Gewands und dem strengen, aber zur gleichen Zeit zärtlichen Blick, hält er eine Schriftrolle in den Händen. Ich lasse mich wieder in dieses unglaublich kreative Rom mitreißen: Raffael muss im Vergleich zu Michelangelo einen sanften Charakter gehabt haben. Er war jung, voller Leben und hat wahrscheinlich auch in der naheliegende Via dei Coronari gewohnt. Bei einem Spaziergang damals hätte ich ihn, aber auch Michelangelo oder Leonardo treffen können: Hier haben diese Meister nicht nur ihre unschätzbare Kunst hinterlassen.

 

 

 

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