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Der Garten der „Nymphe“

Es ist wieder möglich den Garten „Ninfa“ zu besuchen. Phantasie ist der wahre Führer durch die zeitlose mittelalterliche Stadt, die von bunten und duftenden Büschen umgeben ist. Im Park von Pantanello hat die Caetani-Stiftung die natürliche Umwelt wie vor hundert Jahren rekonstruiert

Der Garten der „Nymphe“

Text unf Fotos: Paolo Gianfelici

Ninfa

Ninfa

Fluss Ninfa

Fluss Ninfa

Ninfa ist ein einzigartiger Ort, den kein Gartenarchitekt entworfen und gebaut hat. Der Charme und die Schönheit, die wir heute bewundern, ist das Ergebnis einer tausendjährigen Geschichte. Der unaufhörlichen Arbeit der Natur und des Menschen, der Inspiration, die illustre Schriftsteller und Künstler bei ihrem Besuch empfunden haben. Die blühende mittelalterliche Stadt wurde im Laufe der Jahrhunderte aufgrund von Kriegen und Malaria von ihren Bewohnern verlassen. Bis vor hundert Jahren war dieser Ort von den stehenden Gewässern des Pontinischen Moores umgeben, aber auch reich an Quellwasser, frisch und rein, das aus den Lepini-Bergen stammt. Wasser erschuf das wirtschaftliche Glück dieser Stadt im Mittelalter durch den Bau von Mühlen, Handwerker- und Handelswerkstätten.

Bevor ich die Gärten besuche, laufe ich ein paar Kilometer durch den angrenzenden Pantanello-Park. Auf hundert Hektar hat die Caetani-Stiftung, nach dem Jahr 2000, die natürliche Umgebung wieder so aufgebaut, wie sie vor der Trockenlegung im Jahre 1930 war. Die geordneten Luzernenfelder sind wieder zu Feuchtgebieten geworden, die von Wildenten, Fröschen, Libellen, Reihern und Fischen bevölkert sind. Eine dichte und vielfältige Vegetation aus Bäumen und Sträuchern wächst frei am Wegrand. Heute liegt Ninfa wieder in einer Landschaft, die der ähnelt, in der die Stadt vor vielen Jahrhunderten entstanden ist.

Ninfa-Paolo-Gianfelici (3)Ninfa-Paolo-Gianfelici (25)Ich gehe zu Fuß an der Stadtmauer entlang und bin von unbekannten Ruinen, denen die Kletterrosen eine neue Lebendigkeit verleihen, umgeben. Düfte und Farben von Blumen, deren Namen ich nicht kenne: Es gibt keine Namensschilder, auf denen die Art angegeben ist. Auch keine Tafeln, auf denen ich die Geschichte und Funktion der vor mir stehenden Ziegel- oder Steingebäude lesen konnte. Aber es spielt keine Rolle, ob die Gebäude vor mir eine Kirche oder ein Palast, ein Turm oder ein Glockenturm waren. In diesem mittelalterlichen Pompeji ist es nicht relevant, zu rekonstruieren, was wirklich auf diesen Straßen oder hinter diesen Mauern geschah. Man muss sich nur von der Phantasie tragen lassen, getrieben von der Brise, die zwischen dem Berg und dem Meer weht, angereichert mit dem Duft der blühenden Büsche. Hier kann man das intensive Gefühl spüren, die Vergangenheit in der Gegenwart zu erleben, oder besser gesagt, für einige Momente in eine zeitlose Dimension einzutauchen.

Ich glaube, dies war auch das Gefühl, das der Schriftsteller Giorgio Bassani während seiner Anwesenheit in Ninfa empfand. Von diesem Garten ließ er sich inspirieren, während er an seinem berühmtesten, teilweise autobiografischen Roman „Die Gärten der Finzi Contini” schrieb, der in der Stadt Ferrara vor und während des Zweiten Weltkriegs spielt.

Info:

Garten „Ninfa“ in Cisterna di Latina
www.giardinodininfa.eu
www.frcaetani.it

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