Terra Italia

Mailand: Herbst-Winter-Trend der Kultur

Ausstellungen im Palazzo Reale und im Museum Novecento: Die Piazza Duomo ist ein Konzentrat von Schönheit und Kunst

Mailand: Herbst-Winter-Trend der Kultur

Elvira D’Ippoliti

Milano-Foto-Elvira-DippolitiMailand – Vielleicht sind es die verzierten Mauern des Mailänder Doms, die in dieser Stadt die Sensibilität in Sachen Kunst gefördert haben. Die der Geburt Marias gewidmete Kirche ist ein Triumph delikater Skulpturen, die eine solche Eleganz verbreiten, dass man stundenlang hinschauen kann, ohne genug davon zu haben. Ein privilegierter Aussichtspunkt, um die Kathedrale zu bewundern, ist die Terrazza Aperol: Hier sitzt man im Freien, trinkt einen klassischen Aperitif mit Chips, genießt den Moment und die kommenden Visite der Stadt. Der Herbst-Winter-Trend der Kultur schreibt sozusagen vor, dass man sich die Ausstellungen im Palazzo Reale und im daneben stehenden Museo del 900 ansehen soll.

Die schöne Ausstellung „Pietro Paolo Rubens e la nascita del Barocco“ (bis 26. Februar 2017) im Palazzo Reale zeigt 40 Werke des flämischen Malers, der in Italien in Mantua und in Rom lebte. Wie einige ausgestellte Marmorstatuen bezeugen, hatte die Antike großen Einfluss auf den Maler aus Antwerpen. Seine Heiligen haben oft eine Miene, die an die innere Kraft eines Helds denken lässt. Werke von Malern des Barocks und des Cinquecento ermöglichen es, den Besuchern wiederum den Einfluss von Rubens auf seine Zeitgenossen zu verdeutlichen. In den Bildern von Rubens bewundert man aber seine dargestellten Personen, oft mit roten Haaren, hellen Augenfarben und von delikater Eleganz. Die Ausstellung wurde mit großem Aufwand organisiert und ist auch dementsprechend vergnüglich. An roten und blauen Wänden hängen die Bilder wie in einer Schatulle; einige weiße Marmorköpfe strahlen die ganze Faszination der Antike aus.

„Nichts ist, wie es scheint“, so könnte hingegen das Motto der Ausstellung „Escher“ sein (Palazzo Reale, bis 22. Januar 2017). Der niederländische Künstler liebte Italien, und in seinem Werk Metamorphosis, einer langen Zeichnung, einer Art Zusammenfassung seiner verblüffenden Ideen, werden zwischen den vielen Veränderungen von einem Motiv ins andere auch die Dächer von Atrani (Amalfitanische Küste) dargestellt. Fische werden Vögel und umgekehrt: In der Mailänder Ausstellung gibt es genug Material, um sich angesichts der Genialität Eschers zu amüsieren. Seine Phantasie basiert auf einer beeindruckenden Technik, die es ermöglicht, seine optischen Täuschungen als echte Darstellungen der Realität erscheinen zu lassen. Ausgestellt ist auch die bekannte Zeichnung der Glaskugel, die in der Hand des Künstlers gehalten wird und auf dessen Oberfläche sich die umliegende Szene spiegelt. Eine lustige Hommage an die Selfie-Manie sind verschiedene Situationen, wo man sich fotografieren kann: Die Kulisse bieten die Motive und die optischen Täuschungen von Escher.

Das Museum Novecento ist eine angenehme Überraschung: Der im linearen Stil gebaute Palazzo dell’Arengario entfaltet eine reiche Kollektion, die mit dem Kubismus beginnt und über Futurismus, Metaphysik, die Klassiker des 20. Jahrhunderts bis hin zum Spatialismus und zur Arte Povera reicht. Von einer Glaswand blickt man auf die Backsteinmauern des daneben stehenden Palazzo Reale, und man hat den Eindruck, auf ein weiteres Kunstwerk zu blicken. Eine spiralförmige Rampe ermöglicht es, das Obergeschoss auch ohne Aufzug zu erreichen. Auf halber Strecke kann man das Meisterwerk von Pellizza da Volpedo, „Il Quarto Stato“ bewundern: Die Farben sind blasser als die der vielen Reproduktionen, die man überall sieht, aber das Original schenkt echte Emotionen. Außergewöhnliche Blickpunkte auf dem Mailänder Dom schenkt das Museum Novecento von seiner Terrasse mit Kaffeehaus.

01

 

Info:
Palazzo Reale
www.palazzorealemilano.it
Pietro Paolo Rubens e la nascita del Barocco“ (bis 26. Februar 2017)
Escher (bis 22. Januar 2017)

Museo del Novecento
www.museodelnovecento.org

Einen originellen Aufenthalt mit Stil verspricht das Hotel „The Yard“ im Mailänder Viertel der Navigli (Piazza Duomo kann man bequem zu Fuß erreichen). Das Hotel hat viele Seelen, aber der Kern seiner besonderen Atmosphäre liegt in der Sammelleidenschaft der Besitzerfamilie. Aus der ganzen Welt stammen Möbel, Zierstücke, Bilder, Sportgeräte, Koffer und vieles mehr.
www.theyardmilano.com

Weiterleiten:

© Copyright TidPress Terra Italia.