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Brixen, Water Light Festival 2022

Interview mit Petra Polli und Kuno Prey, zwei lokalen Künstlern, die Umweltthemen mit den Werken „The right to choose“ und „Unsichtbare Grenze“ ins richtige Licht rücken

Brixen, Water Light Festival 2022

Petra Polli, The right to choose, 2022

Redaktion TiDPress

Ab dem 29. April findet in Brixen das Water Light Festival statt. Anlässlich der 4. Ausgabe wird das Festival durch Installationen auch in Franzensfeste, Ratschings und Neustift erweitert. Lokale und internationale Künstler verwandeln die unterschiedlichen Wasser-Standorte mit ihren kreativen Ideen und Installationen in ein Lichtermeer. Reflexionen über ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte rund um das Thema Wasser stellen die Grundlage des künstlerischen Schaffens dar. Mehr als 20 Brunnen, der Zusammenfluss von Eisack und Rienz sowie weitere kulturhistorische Schätze werden neu interpretiert und durch verschiedene Licht- und Kunstwerke hervorgehoben. Unter dem Motto „Wasser ist Leben – Licht ist Kunst“ entsteht eine einzigartige Atmosphäre, die eine neue Erfahrung der Wasserorte ermöglicht. Am Water Light Festival 2022 nehmen 34 Künstler und Künstlerinnen teil; man kann 29 Licht-Kunst-Installationen in vier Orten und an 24 Locations bewundern.

Zu den lokalen Künstlern zählen Petra Polli und Kuno Prey. Die Installation von Petra Polli (The right to choose, 2022) besteht aus mehreren Baumwollbahnen, die wie Stoffe in Färbereien zum Trocknen aufgehängt sind. Auf diesen naturbelassenen Baumwollbahnen ist eine Videoprojektion zu sehen, die einen Fluss in der neuen Trendfarbe zeigt. Die Textilindustrie verschlingt große Mengen an Wasser und belastet die Umwelt. Kuno Prey (Unsichtbare Grenze, 2022) präsentiert eine 6,4 Tonnen schwere Wand; sie stellt die Ansammlung von Kunststoffabfällen von etwa 8 Tagen im Bezirk Brixen dar. Ein Großteil des weltweit produzierten Kunststoffs landet jedoch in Wasserläufen und im Meer, wo ihn die Wellenbewegung und Sonneneinstrahlung in immer kleinere Teile zerfallen lassen. Petra Polli ist bildende Künstlerin und lebt in Bozen und Leipzig. Kuno Prey hat 2002 die Fakultät für Design und Künste – Freie Universität Bozen – gegründet, wo er in Forschung und Lehre tätig ist. Wir haben sie interviewt:

Terra Italia: Licht und Wasser sind die Themen des „Water Light Festivals“, aber schönes Wetter, Schnee, grüne Wiesen und Seen sind auch grundlegende Elemente der Natur Südtirols. Kann man sie nicht nur als touristische Anziehungspunkte, sondern auch als eine künstlerische Inspirationsquelle betrachten?

Petra Polli: Die Natur Südtirols, vor allem die Wälder, sind für mich eine künstlerische Inspirationsquelle für meine Serie TRACKS, die seit 2013 entsteht.

Kuno Prey: Kunst und Design inspirieren oder interagieren sehr oft mit der Natur, greifen Themen unserer Umwelt auf, hinterfragen sie. So ist die faszinierende Bergwelt Südtirols viel mehr als eine reine Attraktion für (nur) Touristen.

Terra Italia: Wir kommen aus einer Zeit, in der sich die Aufmerksamkeit der Menschen ausschließlich auf Gesundheitsfragen konzentriert hat. Jetzt gibt es leider einen Krieg in Europa; die tragischen Nachrichten aus der Ukraine und der nukleare Albtraum sind immer in unseren Gedanken. Wie wird Ihre Arbeit durch diese Problematik geprägt? Wie sehen Sie die Gefahr, dass z. B. Umweltthemen überschattet werden?

Petra Polli: Umweltthemen können durch bestimmte Ereignisse zwar kurzfristig in den Hintergrund der medialen Berichterstattung geraten, bleiben jedoch stets präsent, da sie eine direkte Auswirkung auf uns Menschen haben.

Kuno Prey: Durch die dramatische Lage in der Ukraine, samt all den Zusammenhängen, spitzt sich das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit drastisch zu. Denken wir nur an die ganze Energiepolitik der vergangenen 30 Jahre, die uns in eine Sackgasse gebracht hat, und an den Glauben oder die Hoffnung, die Klimakrise ausschließlich durch neue Technologien lösen zu können; wir alle müssen lernen, viel weniger Ressourcen zu „ver“brauchen. Unsere Konsumhaltung muss dringend durch eine verantwortungsbewusste Nutzung von Ressourcen ersetzt werden.

Terra Italia: Was gefällt Ihnen an Brixen? Welche Beziehung haben Sie zur Stadt?

Petra Polli: Brixen ist eine sehr offene Stadt, die den Mut hat, Neues zu wagen und künstlerische Projekte im öffentlichen Raum umzusetzen. Ich habe eine enge Beziehung zur Stadt Brixen, die sich in den letzten Jahren, durch die Umsetzung künstlerischer Projekte intensiviert hat.

Kuno Prey: Brixen sehe ich als eine Stadt im Wandel, offen und bereit für die ökologische Wende. Sie ist nicht zu groß und kann somit von einer aufgeschlossenen Stadtverwaltung gut und nachhaltig entwickelt werden. Brixen ist für mich aber auch die Stadt, in der zwei besonders talentierte Gestalter gelebt und gewirkt haben: der Arch. Othmar Barth und der Künstler Martin Rainer. Beide haben signifikante Zeichen in ganz Südtirol gesetzt. Brixen liegt auch im Eisacktal, dem Tal, das einer sehr gut schmeckenden Süßspeise den Namen verliehen hat: der Eisacktaler Schwarzplententorte (Schwarzplente = Buchweizen).

Water Light Festival: 29. April – 22. Mai 2022

www.brixen.org/de/urbanes-lebensgefuehl/wasser/water-light-festival

Kuno Prey
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