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Der kaiserliche Schattenweg

Der „Durchgang des Commodus“ im Kolosseum öffnet ein neues Kapitel römischer Geschichte.

Der kaiserliche Schattenweg

Text und Fotos: Elvira D’Ippoliti

Rom und seine antiken Bewohner hören nie auf, zu überraschen. Im Kolosseum, einem der meistbesuchten Monumente der Welt, wurde kürzlich der sogenannte „Durchgang des Commodus“ für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Kaiser nutzte ihn aus zwei Gründen: zum einen als Sicherheitsmaßnahme gegen mögliche Attentate, zum anderen als dramatischen Auftritt, um die Zuschauer mit seiner plötzlichen Erscheinung im Pulvinar – der Ehrentribüne für die höchsten Würdenträger des Imperiums – zu beeindrucken.

Jahrhunderte später durch diesen Gang zu schreiten, ist ein bewegendes Erlebnis. Die in Stein gehauenen Wände, einst mit Marmorplatten verkleidet und mit dekorativen Stuckelementen verziert – von denen einige noch sichtbar sind – erzählen von einem exklusiven Prunk, der die Besucher in die Zeit des Commodus zurückversetzt. Der Zugang von außen bleibt bis heute ein Rätsel, doch der Ort selbst ist so von Geschichte durchdrungen, dass man sie beim Betreten förmlich spürt. Es scheint, als höre man das Murmeln der Menge im Amphitheater näherkommen, während man sich den elegant gekleideten Kaiser vorstellt, bereit, sich dem Blick seiner Untertanen zu offenbaren.

Eine weitere Besonderheit des „Durchgangs des Commodus“ ist, dass er nicht während der ursprünglichen Bauphase des Kolosseums entstand, sondern erst zwischen dem ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. in dessen Fundamenten angelegt wurde. Ein außergewöhnliches und ästhetisch bewundernswertes Unterfangen, bei dem die Wände mit Marmor verkleidet wurden – die Spuren der Metallklammern zur Befestigung der Platten sind noch erkennbar. Später wurde der Marmor durch bemalte Putzflächen mit Landschaftsmotiven ersetzt. An der Gewölbedecke finden sich weitere Stuckarbeiten mit mythologischen Szenen aus der Geschichte von Dionysos und Ariadne. Studien zeigen, dass die Nischen am Eingang des Gangs Szenen aus den Arenaspielen darstellen, wie Wildschweinjagden und Kämpfe mit Bären. Die moderne Laufbrücke, die den Besuch des „Durchgangs des Commodus“ ermöglicht, wurde behutsam auf dem Boden installiert, ohne die bestehende Struktur zu verändern.

Die Beleuchtung wurde sorgfältig konzipiert, um das Licht nachzuempfinden, das einst den Weg des Commodus erhellte – es drang durch sogenannte „Lichtschächte“ und verlieh dem geheimen Gang eine fast mystische Atmosphäre.

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