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ReisewegeDie Via Francigena – eine alte Straße von neuer Bedeutung

Text und Fotos: Cora Ebeling



 Auf einer Wanderung auf dem mittelalterlichen Pilgerweg kann man die Spuren der Geschichte Europas verfolgen

Viterbo (Tid Press) – In der Geschichte des Christentums hört man immer wieder von unzähligen Pilgern, die auf der Suche nach Buße und Vergebung unter den widrigsten Umständen quer durch Europa zogen.
Zu Beginn des 2.Jahrtausends waren besonders viele Menschen auf Wallfahrt, die zu den heiligen Stätten der christlichen Religion unterwegs waren. Die drei wichtigsten waren natürlich Rom als Entstehungsort der christlichen Kirchengemeinde, das Heilige Land, wo man den Leidensweg Christi verfolgen konnte sowie Santiago de Compostela in Westeuropa, wo der Apostel Jakob seine letzte Ruhestätte fand.

Das Amphitheater in Sutri

Blick auf Sutri

So entstand in Europa ein Netz von Wanderwegen und Straßen, deren Ziel- und Ausgangspunkt die Wallfahrtsorte waren. Der Weg nach Rom führte über die damals vielleicht wichtigste Straße, die „Via Francigena“ oder „Via Romea“, die von Canterbury durch die Regionen am Rhein und über die Westalpen nach Rom führte. Er überquerte die Alpen im Aostatal und führte nach Piemont, dann von der Lombardei in die Po-Ebene, über den Appenin und schließlich durch Toskana und Latium bis nach Rom. Fast sieben Jahrhunderte wanderten dort hunderttausende von Pilgern entlang.
Heute lässt sich diese geschichtsträchtige Strecke mithilfe von historischen Dokumenten rekonstruieren. Die älteste Beschreibung der Via Francigena geht auf Sigerich, dem Erzbischof von Canterbury, zurück. Er begab sich 990 zu seiner Amtsübernahme nach Rom, um dort das Pallium vom Papst entgegen zu nehmen. Den Rückweg von etwa 2000 Kilometern legte er in 80 Etappen zurück, die er in einer Art Tagebuch festhielt. Dieses Manuskript ist bis heute erhalten geblieben und bestätigt, dass dieser Pilgerweg älter als der Jakobsweg ist.

Nicht ohne Grund hat man heute, nach fast tausend Jahren, diese Straße wiederentdeckt und aufgewertet, die einst einen kulturellen Austausch sowie Handelsbeziehungen zwischen den verschiedenen Völkern Europas ermöglichte. Nicht nur aus historisch-politischen Gründen, da das Vereinte Europa seine Wurzeln sicher in den Ursprüngen des Christentums findet, sondern auch um das kulturelle Erbe der weniger bekannten Gebiete entlang der Strecke bekannt zu machen und den Tourismus dort anzukurbeln.
Die Region Latium hat bereits eine beachtliche Summe bereitgestellt, um den Pilgern des 3.Jahrtausends, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferde die Via Francigena kennenlernen wollen, entsprechende Raststätten und Beherbergungsmöglichkeiten sicherzustellen.

Die Strecke der Via Francigena in Etrurien, in der Provinz von Viterbo im Norden Latiums, weist 16 Etappen auf und ist 170 km lang, (Siegerich legte sie damals in 79 Tagen zurück).
Sie beginnt in Proceno, einem etruskischen Ort an der Grenze zur Toskana, und führt über das Städtchen Acquapendente, dem Mathilde von Canossa ihr Vermögen stiftete und wo heute noch eine kostbare Reliquie aus dem Heiligen Land in der Krypta der Kathedrale aufbewahrt wird. Weiter geht es über San Lorenzo Nuovo nach Bolsena, bedeutend durch das Wunder des Corpus Domini und der Grabstätte der Märtyrerin Cristina in der gleichnamigen Kirche.
Über Montefiascone, ein für seinen Wein bekannter mittelalterlicher Ort; geht es bis nach Viterbo, das sich dank der Via Francigena entwickelt hat und zum wichtigsten Punkt der gesamten Strecke wurde, da hier zahlreiche Unterkünfte und Versorgungsmöglichkeiten geboten wurden.

Hinter Viterbo in Richtung Rom teilt sich der Weg rechts und links am Vico-See entlang. Auf der einen Seite führt er teilweise durch die Kastanienwälder an der Zisterzienserabtei von San Martino al Cimino vorbei und weiter durch Ronciglione mit seiner malerischen Altstadt und der kleinen Kirche San Eusebio. Auf der anderen kommt man nach Vetralla mit der kleinen Kirche Santa Maria in Forcassi und nach Capranica, wo sich die Straßen wieder vereinen und nach Sutri führen, wo das bekannte Mithräum mit Wandmalereien von Pilgern aus dem 6.Jhd. zu sehen ist und zum Schluss Monterosi, wo man dann über Campagnano die Via Cassia verlässt und auf der Via Trionfale bis nach Rom gelangt.

Info:
www.culturalazio.it
www.camminideuropageie.com
www.viefrancigene.eu

01.02.2010


Caprarola im Morgennebel

Katakomben von S.Cristina (Mosaik)
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