Terra Italia

ReisewegeDas Gold aus dem Friaul-Julisch Venetien

Elvira D’Ippoliti



 San Floriano del Collio liegt auf dem Gipfel eines Hügels inmitten einer der wichtigsten Weinanbaugebiete Italiens.

Görz (TidPress) – Golden leuchten die Weinreben auf den Collio Hügeln bei Görz. Die Luft ist hier bei schönem Wetter auch im Herbst mild, weil das Meer nur vierzig Kilometer entfernt liegt. In der Urzeit lag dieses Land unter Wasser. Was blieb, ist der Mergel, idealer Boden für Weinanbau.

Goldgelb ist der Grundton von Landschaft und Wein, da im Collio zu 85% Weißwein angebaut wird. Wie der vollmundige Tocai, den man bei Familie Buzzinelli in Pradis-Cormons kosten kann. Die Atmosphäre ist gelassen, die Brüder Boris und David sind energisch und lieben ihre Arbeit. Zur Weinprobe wird knusprig fritierter Montasio-Käse, der „Frico“, und leicht geräucherter Cormons-Schinken serviert.

Aquila del Torre

San Floriano del Collio/ TidPress

Die Frauen sind schon in der Küche beschäftigt und da diese Gegend ein Grenzland ist – Slowenien ist nur 800 Meter entfernt – sind die aufgetischten Gerichte wie die Sprache der Bewohner, nämlich eine Mischung vielfältiger Traditionen. Wie etwa die Jota-Suppe, die mit saurem Wirsingkraut, Kartoffeln, Graupen, Bohnen und Knoblauch zubereitet wird.

Der landwirtschaftliche Betrieb und der Keller „Carlo di Pradis“ sind moderne Bauten, wie fast alle Häuser auf diesen Hügeln. Vergangenheit ist im Collio weniger gefragt. Die Gegenwart, die Önotourismus heißt, steht auf dem Programm. Man besichtigt den Keller mit der sachverständigen Erläuterung des Weinbauers, degustiert die Weine und kann sie dann auch gleich kaufen und mitnehmen. Der einzige Hauch Vergangenheit scheint eine Herberge aus dem 18. Jahrhundert zu sein, in der Giacomo Casanova abstieg. Aber auch diese historische Stätte wurde nunmehr in ein modernes Hotel verwandelt.

Casanova war Venezianer, und wahrscheinlich kannte er den Picolit, den süßen, aromatischen Weißwein mit hohem Alkoholgehalt, der erstmals um 1700 bei einer Hochzeitfeier in Venedig in der Chronik vermerkt wurde. Heute werden solche Rebensäfte Meditationsweine genannt.

Familie Ciani, Besitzer der „Oasi Picolit“, züchtet diese Weinsorte seit zehn Jahren. Ihr Gut „Aquila del Torre“ liegt in der malerischen Hügellandschaft von Sovorgnano del Torre. Das harmonische Puzzle aus Weinbergen und Wäldern entspricht dem Leitmotiv der Ciani: „Ästhetik muss sein.“ Die Reihen der Weinreben scheinen mit Lineal und Zirkel gezogen. Die Innenausstattung der „Vineria“, wo man den Wein verkostet, würde in ein Architektur-Journal passen. Jedes Detail stimmt: Die Farbe der Wände, die Form der Theke, die Regale mit den Weinen. Der Fußboden ist mit einen modernen, bunten Mosaik verziert. Nicht nur Picolit: Weitere fünf Weinsorten werden bei „Aquila del Torre“ produziert. Auch hier hat der Önotourismus Hochkonjunktur: Die Autobahn nach Tarvis ist nur fünf Kilometer entfernt und das Interesse von Ausländern und Italienern, die den Weinbauern auf die Finger und in den Keller schauen wollen, groß.

Nach der Schönheit der Natur lädt die Friaulhauptstadt Udine zur Visite ein. Venedig hat hier geherrscht und viele Gebäude spiegeln den Stil der Lagunenstadt wider. Ein Spaziergang durch die verwinkelten Gassen sorgt für gute Laune und danach kann man bei einem Cappuccino auf der Piazza San Giacomo eine Pause einlegen. Kunstgenuss bieten das Diözesanmuseum und die Tiepolo-Galerie. Der venezianische Maler (1696–1770) startete in Udine seine Karriere. Mit Fresken voller Ironie: Ein Engel kündigt einer verblüfften, alten und zahnlosen Sara ihre Mutterschaft an. Der himmlische Botschafter könnte ein Modell auf dem Laufsteg seiner Zeit sein, so elegant ist er angezogen. Ein anderes Fresko zelebriert das Leben auf dem Lande, wobei man beruhigt feststellt, dass die Friaul-Kühe sich bis heute nicht verändert haben.

Zurück zu Meer und Karst. In Ronchi dei Legionari lernt man in der „Tenuta di Blasig“, wie man Fisch kocht: Einmal den traditionellen „Boreto“ (von der Bora, wie der eiskalte Wind heißt, der hier im Winter weht), ein „Fischer-Gericht“, das mit drei verschiedenen Sorten Fisch (Seebarsch, Seezunge, Meeräsche) Knoblauch, Essig, Pfeffer und Olivenöl vorbereitet wird. Dann auf innovative Art, nämlich roh und kräftig gewürzt. Der Keller mit seinen blitzenden High-Tech-Errungenschaften befindet sich unter der Villa aus dem 18. Jahrhundert. Nach den Kochkurs werden die Gerichte ausprobiert und abermals stellt sich die Frage: Was ist besser, Vergangenheit oder Gegenwart? Im Friaul bleibt die Antwort ein Dilemma.

Das Gut „Parovel“ in San Dorligo-Dolina lieferte Olivenöl und Wein schon nach Wien für die Habsburger Kaiser. Die Qualität der Produkte steht weiterhin hoch im Kurs. Wie der Weißwein, der aus einer Malvasia-Traube aus Istrien gewonnen wird, die trockener als die italienische ist. Im Obstgarten hinter dem Haus kann man ein Imbiss mit Oliven, Käse, einheimischer Wurst – und natürlich Wein probieren.
„Der süße Wein vom Karst erleuchte Deine düstere Miene/ Und unsere heimischen Speisen mögen Dich in eine neue Welt einweisen“, liest man auf der Speisekarte des Restaurants „Gostilna Devetak“ bei San Michele del Carso. Die Gerichte haben slowenische Namen, ihr Geschmack ist nicht unbedingt italienisch, aber wer kostet nicht einmal gerne etwas Neues? Gegensätze ziehen sich an.

Info:

Weintourismusbewegung Friaul-Julisch Venetien
Tel. +30 0432 289540
www.mtvfriulivg.it
info@mtvfriulivg.it

Vinodilà Tour Operator
Weintourismusbewegung Friaul-Julisch Venetien
Tel. +39 0432 26339
www.vinodila.it
info@vinodila.it

Carlo di Pradis
Pradis-Cormons (Gorizia)
Tel. +39 0481 62272

Aquila del Torre
Sovorgano del Torre – Povoletto (Udine)
Tel. +39 0432 666428
www.aquiladeltorre.it

Tenuta di Blasig
Ronchi dei Legionari (Gorizia)
Tel. + 39 0481 475480
www.tenutadiblasig.it
Parovel
San Dorligo della Valle – Dolina (Trieste)
Tel. +39 040 227050

Trattoria Gostilna Devetak
San Michele del Carso – Savogna d’Isonzo (Gorizia)
Tel. +39 0481 882005
www.devetak.com

23.11.2006

Görz: Borgo Castello

Udine: Piazza San Giacomo/ TidPress
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