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MuseenEin neues altes Museum für Florenz

Text und Fotos: Johanna Brand


 Frisch renoviert und hochmodern präsentiert sich das Museum der Wissenschaften in Hommage an Galileo Galilei

Florenz (Tid Press) Im Herzen der Altstadt, etwa 200 Meter von den weltbekannten Uffizien entfernt und mit malerischem Blick auf den Arno befindet sich das wieder eröffnete Museum der Geschichte der Wissenschaften, heute: Museum Galileo. Seit 1930 beherbergt der Palazzo Castellani, ein imposantes Bauwerk aus dem 11. Jahrhundert, die Sammlungen der Fürstenhäuser Medici und Habsburg-Lothringen.

Nur eine Woche nach der offiziellen Eröffnung ist das Museum Galileo bereits bestens besucht, an einem Junimorgen mit grauem Nieselwetter zieht es nicht nur Florentiner, sondern auch zahlreiche Touristen in die Welt des berühmten Naturwissenschaftlers, was nicht zuletzt an der fantastischen bilingualen Ausstattung der gesamten Ausstellung liegen mag: Alle Texttafeln, Videoinstallationen, Informationsmaterial und der innovative Videoguide sind auch in englischer Sprache verfügbar. Für die vollständige und präzise Übersetzung bedankt sich eine Gruppe Amerikaner noch vor dem Verlassen des Museums beim Kartenverkauf.

Quadrant von 1667

Galileo mit Kompass und Fernrohr

Zwei Jahre ist renoviert, restauriert und umstrukturiert worden, pünktlich zum 80. Gründungs-Jubiläum des Museums und genau 400 Jahre nach der Veröffentlichung des Werks Sidereus Nuncius, in welchem Galileo Galilei seine sensationellen Neuentdeckungen mit dem Fernrohr vorgestellt hatte, hat Florenz sein Wissenschafts-Museum wieder, schöner und moderner als zuvor versteht sich. Auf zwei Stockwerken mit 18 Sälen kann der Besucher prachtvolle Exemplare wissenschaftlicher Instrumente bewundern und sich auf Monitoren mit interaktiven Präsentationen über ihre Verwendung und Funktion informieren. Während im ersten Stock die Sammlung der Medici ausgestellt ist, beherbergt der zweite jene der Großherzöge Habsburg-Lothringen, die einzelnen Bereiche widmen sich jeweils bestimmter Themen: Von Mechanik über Optik und Magnetismus bis hin zu den Wissenschaften der Kriegskunst und des Meeres werden unterschiedlichste Interessen bedient. Die Fülle der Ausstellungsstücke ist immens, die Anordnung und Präsentation äußerst gelungen, wohin zuerst mit dem Blick bei so viel Pracht?

In den hellen hohen Räumen mit großzügigen Fenstern und schönen alten Holzdecken sind raffinierte Messgeräte, Zirkel, Waagen und Lupen, kristall-glitzernde gläserne Messgeräte wie Thermometer, Barometer und Reagenzgläser in erstaunlich perfektem Zustand, Fernrohre in allen Größen und Farben, sowie eine beeindruckende Anzahl von Karten und Globen zu sehen.
Der neue Name zollt Galileis Entdeckungen den gebürtigen Respekt und soll zudem daran erinnern, von welcher Wichtigkeit sein Erbe auch für die Arbeit des Florentiner-Instituts ist. Tatsächlich beherbergt das Museum Galileo nicht nur die Ausstellung, sondern zudem ein renommiertes Forschungsinstitut und eine reich ausgestattete Bibliothek, welche auch online zugängig ist. Ein weiterer Grund für die Namenswahl war der Fund eines Daumens, eines Zeigefingers und eines Zahns des Wissenschaftlers, die den schon vorhandenen Mittelfinger ergänzen: in Glasvitrinen von allen Seiten zu bewundern sind die Relikte der große Stolz des Museums.

Mein persönlicher Favorit allerdings ist die Armillarsphäere, auch Weltmaschine genannt, von Antonio Santucci im Saal 3. Dieses fast vier Meter hohe Kunstwerk aus Holz und Metall, komplett mit Gold überzogen, ist 1588 fertig gestellt worden und strahlt heute nach ausgiebiger Restauration wieder in wunderschönem Glanz. Von Großherzog Ferdiando I. in Auftrag gegeben zeigt es das auf Aristoteles und Ptolemäus zurück gehende geozentrische Weltbild. Leider ist es nicht mehr bewegbar, die Museumsaufsicht hat sich auch von zwei begeisterten Drittklässlern nicht überreden lassen, den noch vorhandenen Hebel in Bewegung zu setzen. Auf einen nicht abrechenden Strom Fragen hat sie jedoch mit auffallender Geduld und Freundlichkeit geantwortet. Die Kompetenz und Aufgeschlossenheit des gesamten Personals rundet den Besuch auf angenehme Weise ab!

INFO:
Museo Galileo –Istituto e Museo di Storia della Scienza
Piazza dei Giudici 1
50122 Florenz
Tel:
Fax:
www.museogalileo.it
info@museogalileo.it

01.07.2010

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