Terra Italia

Genua: Europäische Kulturhauptstadt 2004

Christina Tuebke

Lange Zeit haftete Genua der Ruf einer industrialisierten Arbeiter- und Hafenstadt an. Im nächsten Jahr bekommt die Europäische Kulturhauptstadt 2004 die Gelegenheit, einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, wer sie wirklich ist: eine lebendige und faszinierende europäische Großstadt mit mediterranem Flair und einem reichen kulturellen Erbe.

Genua (Terra Italia) – Die Geburtsstadt von Christoph Columbus, dem Entdecker Amerikas, blickt auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück: Als Handelsniederlassung um 700 v.Chr. von Etruskern und Phöniziern gegründet, war Genua zwischen 1100 und 1500 eine der einflussreichsten Seerepubliken am Mittelmeer. Der Handel blühte, es entstanden prächtige Kirchen und Plätze. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Genua von mächtigen Adelsfamilien beherrscht. Die Doria, Balbi oder Grimaldi schufen sich schon zu Lebzeiten überdauernde Denkmäler: So ist die Via Garibaldi mit ihren unzähligen frühbarocken Palästen neben dem Canal Grande in Venedig eine der prunkvollsten Palaststraßen Italiens. Unter dem Dogen-System im 16. Jahrhundert wurde Genua zum ersten Finanzplatz Europas. Im Seicento, dem 17. Jahrhundert, war die Mittelmeerstadt eine der wichtigsten Malermetropolen Italiens. Künstler wie Rubens, van Dyck, Strozzi und Cambiaso schufen hier einige ihrer bedeutendsten Werke.
Genua, eine „vertikale“ Stadt, erstreckt sich auf einem schmalen Küstenstreifen 34 Kilometer entlang des Mittelmeeres. Wie ein Theater mit unterschiedlichen Rängen dehnen sich die Häuserreihen bis hinunter zum Hafen aus. Aufzüge und Zahnradbahnen, Treppenwege und gepflasterte Fußgängersteige verbinden die Stadtviertel miteinander.

Genua ist Vielfalt: Romanische Kirchen und barocke Paläste verzieren edle Boulevards wie die Via Balbi und die Via Garibaldi. Mittelalterliche Gassen mit unzähligen Heiligennischen münden in großzügige Plätze. In der größten mittelalterlichen Altstadt Europas warten neben Handwerkerateliers und kleinen Bratstuben heute auch noble Galerien auf Kunden. Das 19. und 20. Jahrhundert wird durch die moderne Via XX Settembre und ihr Hochhäusermeer repräsentiert. Hinter Fassaden im Jugendstil und Neoklassizismus befinden sich Prêt-à-porter-Geschäfte und Büros.

Das Kulturjahr 2004 wird ganz unter dem Motto „Die Reise“ stehen. Dieses tief in Genuas Geschichte als Seefahrerstadt verwurzelte Thema steht auch für ihre Einzigartigkeit im Reigen der Europäischen Kulturhauptstädte als Stadt an der Achse zwischen Europa und dem Mittelmeerraum. Gleichzeitig verkörpert das Thema „Die Reise“ Genuas Drang nach Erneuerung. Überall wird gebaut und geplant. So werden derzeit allein über 70 Bauwerke restauriert, darunter architektonische Perlen wie der Palazzo Rosso und der Palazzo Bianco.

Für das kommende Jahr sind über 120 Veranstaltungen geplant. Dazu zählen Ausstellungseröffnungen, Theateraufführungen, Lesungen und Konzerte sowie wissenschaftliche Konferenzen. In der herrschaftlichen Via Garibaldi und der Via Balbi entsteht ein Zusammenschluss mehrerer historischer Museen. In barocken Palästen werden Möbel und Keramiken sowie Arbeiten ligurischer, flämischer und spanischer Künstler aus dem 16. und 17. Jahrhundert gezeigt.

Mit dem neuen See- und Navigationsmuseum, das im März 2004 eröffnet wird, entsteht am Porto Antico, dem früheren Handelshafen, ein weiterer Publikumsmagnet. Schon jetzt zieht das Aquarium am Alten Hafen, der größte Wasserzoo Europas, jährlich über eine Million Besucher an. Seit den Kolumbusfeiern 1992, für die der weltbekannte Architekt Renzo Piano den Alten Hafen neu gestaltete, finden hier ganzjährlich kulturelle Veranstaltungen statt. In den alten Hafenanlagen und Speichern befinden sich heute Restaurants, Bars und Geschäfte.

Der Dogenpalast (Palazzo Ducale), seit vielen Jahren das kulturelle Herz Genuas, wird ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Ab März 2004 wird hier für die Liebhaber der Malerei die Ausstellung „Das Zeitalter Rubens’: Genueser Häuser, Förderer und Sammler“ mit Werken bedeutender Künstlern wie Rubens, Caravaggio und Tintoretto aus privaten Genueser Sammlungen gezeigt.

Musikalisch wird das Kulturstadt-Programm abgerundet durch das Paganinana-Festival im Herbst 2004. Im Opernhaus Carlo Felice und im Nicolò Paganini-Konservatorium findet eine Reihe von Konzerten international geachteter Violinisten statt. Gleichzeitig nehmen junge Talente aus aller Welt am anerkannten Premio Paganini-Wettbewerb teil. Highlights für die Fans moderner Musik werden im Kulturjahr 2004 das Mittelmeer-Festival der Musik im Alten Hafen sowie das Goa-Boa-Fest im Sommer sein.

Eine Brücke zum französischen Lille – 2004 ebenfalls Europäische Kulturhauptstadt – bildet der Austausch von Werken aus Museen beider Städte. Weiterhin sind Schüleraustauschprogramme und Co-Produktionen auf dem Gebiet des Straßentheaters geplant.

Info: Via Roma, 11/3 – 16121 Genova; Tel.: +39-010-576791; Fax.:+39-010-581408; E-Mail: aptgenova@apt.genova.it; www.apt.genova.it.

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