Terra Italia

Genua: Die alte Meereshauptstadt und die Stadt der Gegenwart

Paolo Gianfelici

Genua 2004, Europäische Kulturhauptstadt. Mit diesem Begriff könnte sich eine allzu überschwängliche Selbstdarstellung verbinden. Stattdessen wird auch rein äußerlich deutlich, dass die Stadt ihr Interesse auf das dritte Jahrtausend richtet. So ist das dritte Museumszentrum in Nervi der Stadt der Gegenwart gewidmet. Hier wird eine Verbindung von historischen Parkanlagen, Museen und der Promenade am Meer hergestellt, um die Beziehung zwischen Kunst und Natur zur Geltung zu bringen.


Der alte Hafen (Foto Genova 2004)

Der alte Hafen (Foto Genova 2004)

Genua (Terra Italia) – Kräne, Baustellen zur Restaurierung antiker Palazzi und Gärten, Aushebungsarbeiten für unterirdische Parkplätze und neue Metro-Strecken bestimmen insgesamt das Bild des historischen Zentrums. Wie schön, dass man außer Ausstellungen und Kunstwerken auch die dynamische Seite dieser Stadt bewundern kann.
Genua 2004, Europäische Kulturhauptstadt. Mit diesem Begriff könnte sich eine überschwängliche Selbstdarstellung verbinden. Stattdessen wird auch rein äußerlich deutlich, dass die Stadt ihr Interesse auf das dritte Jahrtausend richtet.

Bis vor fünfzehn Jahren hatten wir es mit einer Stadt zu tun, die alt, staubig und teilweise baufällig war. In einigen Stadtvierteln hatte man den Eindruck, man befände sich am anderen Ufer des Mittelmeeres. Die prachtvollen Palazzi und Gärten aus dem 16. und 17.Jahrhundert, einst Symbol für die Stadt Genua, die wegen ihrer Macht und ihres Reichtums überheblich als „die Prächtige“ bezeichnet wurde, waren dem Verfall nahe, und es umgab sie ein Labyrinth von übelriechenden und unsicheren Gassen. Die anlässlich der Kolumbus-Feierlichkeiten im Jahre 1992 eingeleitete Metamorphose ist inzwischen ein gutes Stück voran gekommen.

Entlang der Via Garibaldi erstreckt sich das alte Museumszentrum. Dazu gehören der Palazzo Rosso, wo ein Teil der Ausstellung „Das Rubens-Zeitalter“ zu sehen ist, dann der Palazzo Bianco, der ab 7.5.2004 erneut seine Tore öffnet, und der Palazzo Lomellino. Letzterer weist eine großartige, manieristische Fassade auf und einen versteckten Garten, der über Treppen und Treppchen zu erreichen ist. Die Besitzer dieses Palazzo wohnen immer noch dort, aber letzte Ostern wurde ein Teil des Gebäudes zum ersten Mal für die Öffentlichkeit freigegeben. So lassen sich jetzt die Fresken von Bernardo Strozzi bewundern, die vor kurzem nach dem Abriss einer Zwischendecke, hinter der sie dreihundert Jahre lang verborgen waren, wieder zum Vorschein kamen.

Bestimmten am alten Hafen dereinst Industrie- und Werft-Anlagen das Bild, so ist dort heute ein Ort entstanden, den die Bewohner Genuas regelmäßig aufsuchen. Hier entsteht das zweite Museumszentrum. Am bedeutendsten ist dabei wohl das neue Meeres- und Navigationsmuseum, das im Juli eingeweiht wird.

Das dritte Museumszentrum wird der Stadt der Gegenwart gewidmet sein, und zwar soll es in Nervi liegen. Ziel ist es, eine Verbindung zwischen den historischen Parkanlagen, den Museen und der Strandpromenade von Nervi herzustellen und damit die Beziehung zwischen Kunst und Meer ins rechte Licht zu rücken.

Aber das Herzstück und Symbol dieses neuen kulturellen Impetus der Stadt stellt der Palazzo Ducale (Dogenpalast) dar, der bis zum 11.Juli die Ausstellung „Das Rubens-Zeitalter“ beherbergt. Auf den Seiten des doppelten Säulenhofes mit den prächtigen Treppen-Aufgängen, die zu den Gemächern der Dogen führen, hat man Räumlichkeiten für Cafés, Ausstellungen, Büros, usw. geschaffen. So ist ein äußerst belebter Ort entstanden, den die Bewohner der Stadt ebenso wie deren Gäste häufig aufsuchen, und zwar zum Arbeiten wie auch zur Zerstreuung.

Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Genua in den nächsten Jahren immer mehr Touristen anziehen wird. Jahrhunderte lang war die Stadt Knotenpunkt für Schiffsreisen, der Ort, wo man abfuhr, ankam oder umstieg. Zehntausende sind hier vorbeigekommen und ganz selten nur hat mal jemand den künstlerischen oder natürlichen Schönheiten der Stadt einen Blick geschenkt. Jetzt, wo die Meereshauptstadt ihre alte Pracht und Herrlichkeit langsam wieder zurückgewinnt und auch die bereits verlorene zeitgenössische Dimension wiederfindet, werden die Besucher zurückkehren und diesmal nicht nur für einige wenige Stunden.

INFO:
www.genova-2004.it
www.apt.genova.it


Via Garibaldi (Foto P.Gianfelici)

Palazzo Lomellino, Garten (Foto P.Gianfelici)

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