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EventsStreifzug durch die Theater von Turin

Ivana Tamai



 Auf den Bühnen der immer schöneren und gepflegteren Stadt der Savoyer folgen die Aufführungen des Europäischen Theater-Festivals aufeinander.

Turin (TidPress) – Dieses Jahr war es an der Fondazione del Teatro Stabile von Turin, die wichtige Veranstaltung, die Turin den Titel „Europäische Hauptstadt des Theaters“ einbringt, zu organisieren und zu betreuen: Die Stadt am Fuße der Alpen erhielt diese Bezeichnung aufgrund ihrer untadeligen Schaffenskraft.

King Lear

Im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier stand „King Lear“ von Shakespeare in einer Aufführung des historischen Maly Teatre von Sankt Petersburg unter der Regie von Lev Dodin. Der große russische Regisseur verwandelte das Werk in ein existentielles Drama von großer Privatheit, in einen Generationenkonflikt zwischen dem alten King Lear und seinen jungen Töchtern. Dank einer Interpretation, die den Text in die Nähe des zeitgenössischen Publikums stellt, ist das intime Geschehen in einer universellen Wirklichkeit situiert. Wesentlich war die ganz in Weiß und Schwarz spielende Inszenierung; ausgezeichnet waren auch die Schauspieler, zu deren einzigem Leidwesen man auf einem Bildschirm den Worten in italienischer Übersetzung folgen musste. Diese Notwendigkeit hat die Unmittelbarkeit des Textgenusses für die Zuschauer ohne Sprachkenntnisse behindert, jedoch sicher nicht das zahlreiche internationale Publikum entmutigt, das am vergangenen 25. Oktober in den Großen Saal der Limone Fonderie Teatrali strömte, ohne sich vom abendlichen Starkregen und der nicht gerade zentralen Lage des Teatro di Mancalieri beeindrucken zu lassen.

Das Festival plant 17 internationale Theaterstücke mit insgesamt 41 Aufführungen: Gemäß dem Programmheft wechseln sich das Theater von Stockholm mit Shakespeare und das von Madrid mit Dürrenmatt ab, es gibt aber auch deutsche Produktionen zu Aischylos und Euripides bzw. französische zu Pirandello und Racine. Das große Finale bringt zwischen dem 28. und 31. Dezember den „Fächer“ von Carlo Goldoni unter der Regie von Luca Ronconi.
Es fehlt nicht an Nebenschauplätzen zur Bereicherung des Festivals: eine Hommage an Ingmar Bergman und an das Teatro Vittoria sowie eine Fotoschau über das Theater des Unwahrscheinlichen in der Cavallerizza Reale.
Man sollte auch nicht die vertiefenden Veranstaltungen versäumen, die in Zusammenarbeit mit der Universität Turin jedes einzelne Schauspiel begleiten: Die Treffpunkte und Begegnungen mit den Theatertruppen im Theater Gobetti stehen dem Publikum offen.

Bei einem Spaziergang von Theater zu Theater kann man schließlich das historische Stadtzentrum besichtigen, das sorgfältige Renovierungen und eine geordnete Verkehrsführung besonders angenehm machen; Turin wird den nordeuropäischen Hauptstädten hierdurch noch ähnlicher.
Für einen richtigen Bohemien-Abend nach einem Theaterbesuch kann man zwischen den Vertragsgaststätten des Festivals auswählen: Zur Wahl stehen der Birrificio (Brauhaus) von Turin und Nicola’s Restaurant & Wine Bar, die beide das Publikum und die Theatertruppen mit einer Küche empfangen, die bis nach zwei Uhr nachts geöffnet ist.

(Übers.: Richard Brütting)

INFO
www.teatrostabiletorino.it
Abbonnement on-line für eine Auswahl von 5 Vorstellungen: 40 EURO
Weitere Informationen: +39 011 537312 – 5176246

09.11.2007

Le marriage de Figaro (Beaumarchais)

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