Terra Italia

Ausflug auf die verlassene Insel Pianosa oder Das italienische Alkatraz

Rita Schneider

Ein außergewöhnlicher Ausflug zur Insel Pianosa, bekannt als ehemalige Gefängnisinsel. Dort begegnet Ihnen ein verlassenes Dorf mit schönen Palazzi, ein Badestrand mit glasklarem Wasser und viel Flora und Fauna.



Pianosa (Terra Italia) – Wer die unterschiedlichen Granit-, Sand- oder Quarzstrände Elbas kennt, schon mehrere Ausflüge auf den Gipfel des höchsten Berges, den Monte Capanne (1018 m), unternommen hat, von Marciana aus den Pilgerweg zur Wallfahrtskirche Madonna del Monte gelaufen ist und sich ebenfalls in touristischen Zentren wie Portoferraio, Porto Azzurro und Marina di Campo auskennt, sollte sich einen Tagesausflug der besonderen Art genehmigen.

Die Inselwelt des Toskanischen Archipels, der übrigens 1996 zum größten europäischen Meeresnationalpark deklariert wurde (Informationen unter Parco Nazionale Arcipelago Toscano: www.islepark.it) und Heimat für Delphine und Wale ist, birgt die unterschiedlichsten Überraschungen. Für Besucher gesperrt ist die Gefängnisinsel Gorgona, das nördlichste Eiland des Archipels. Capraia im Nordwesten, einst ebenfalls Strafkolonie, ist seit 1987 wieder komplett zugänglich und kann über den kleinen Hafen an der Ostseite erreicht werden.

Die zukünftige Nutzung von Pianosa, 14 km von Marina di Campo entfernt, ist noch offen. Sie war bis 1998 von Häftlingen bevölkert und ist nun der Nationalpark-Verwaltung unterstellt; die Zugangsbeschränkungen wurden erst teilweise aufgehoben. Die 10 qkm große Insel wirkt beim Ankommen im Hafen nicht unbedingt sehr einladend, da sich auf der rechten Seite die lange und hohe Schutzmauer des ehemaligen Gefängnisses entlangzieht. Nicht zuletzt ist der italienische Ausdruck “einen Ausflug nach Pianosa machen” (fare un giro a Pianosa) ein Synonym für “ins Gefängnis müssen”, was glücklicherweise keine Gültigkeit mehr für den heutigen Touristen besitzt. Allerdings ist es nur gestattet, durch kundige Umweltführer die Insel zu betreten, und das Baden ist lediglich am Strand von Cala Giovanna erlaubt (Informationen beim Elbanischen Fremdenverkehrsamt APT in Portoferraio, Calata Italia, 26, Tel. +39-0565-914671, Fax: +39-0565-916350 sowie unter verschiedenen Internetadressen: www.elbalink.it, www.elba-online.com, www.elbacom.it).

Die Insel selbst ist flach und besteht aus Sedimentgesteinen, in denen sich wertvolle Meeresfossilien gebildet haben. Die Küstenvegetation weist einige für das Toskanische Archipel typische Pflanzen auf: Zistrosen, Wacholderarten, Mastixstrauch und Myrte. Die Olivenhaine im Inselinnern waren zur Versorgung der Familien der Gefängniswärter angelegt worden. Für Naturfreunde und Vogelbeobachter ist das Eiland ein wahres Paradies: Rothuhn, Wanderfalke, Sturmtaucher und Krähenarten faszinieren ebenso wie viele Kolonien der Korallenmöwe. Taucher kommen ebenfalls auf ihre Kosten, da Pianosa bekannt für die Vielzahl an Gorgonien-Korallen und weiteren Naturschönheiten ist.

Wendet man den Blick vom ehemaligen Hochsicherheitstrakt ab, gelangt man in das alte Dorf von Pianosa, das um den Hafen herum angesiedelt ist. Die napoleonische Festung Teglia, das eindrucksvolle Naturdenkmal Marzocco und die antiken christlichen Katakomben befinden sich im gleichen Gebiet. Ganz in der Nähe entdeckt man die herrliche Bucht Cala Giovanna und die Ruinen des Agrippa-Bades. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die antike römische Quelle oder alte Wäscherei, die Grotte Cortini und der römische Hafen. Bemerkenswert sind ebenfalls die Ruinen der Fischzuchtbecken aus römischer Zeit mit Meerwasser.

Bisher stehen die Relikte vergangener Zeiten leer, doch vielleicht kommt Ihnen bei einer Besichtigung der architektonisch interessanten, jedoch verlassenen Palazzi inmitten üppiger Natur eine Idee für eine zukünftige Wiederbelebung der ehemaligen Gefängnisinsel?!

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