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Valchiavenna: Der Wind im Berg

In der Valchiavenna (Lombardei) werden die typischen Keller Crotti genannt: Ein geheimnisvoller Wind sichert eine gleichbleibende Temperatur

Valchiavenna: Der Wind im Berg

Text und Fotos: Redaktion TiDPress

Chiavenna – Vom Palazzo Vertemate in Prosto di Piuro, unweit von Chiavenna, könnte man sagen, dass die Kunst schont. 1618 wurde das ganze Dorf von einer Lawine verschüttet, aber der schöne Palast im Renaissance-Stil blieb erhalten. Ein Glück im Unglück, das man jetzt gerne bewundert. In der Valchiavenna und der nebenstehende Val Bregaglia, wo sich der Palazzo Vertemate befindet, schneit es nicht sehr oft, doch in der Nacht vor meiner Ankunft hat der Himmel einen leichten, weißen Schleier über die Gegend gelegt. Da sich das Gebäude etwas oberhalb der Straße befindet, kann man aus den Fenstern eine schöne Aussicht auf die Berge genießen: Der Himmel ist schon wieder blau geworden, und der Hauch Schnee wird nicht lange dem Sonnenschein standhalten. Die großen Zimmer und Säle sind mit Fresken bereichert. Meisterhaft im Holz geschnitzte Decken hatten auch die Aufgabe, etwas Wärme im Palazzo zu halten, da man hier viel an das Schöne und weniger ans Praktische gedacht hat. Ringsherum ist alles angepflanzt, was das Leben erheitern kann: Gemüse, Trauben, Kastanien und Obst. Im Italienischen Garten befindet sich auch ein Fischteich. Ich bewundere die Bildergalerie der Familie Vertemate Franchi, die den Palast in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhundert erbauen ließ. So viel Kunst und Schönheit in einem ziemlich abgelegenen Tal zu finden, ist eine angenehme Überraschung.

Chiavenna,  Palazzo Vertemate.Fotos Redaktion TiDPress
Chiavenna, Palazzo Vertemate

Die Weinberge im Schatten der Renaissance werden vom Weinproduzenten Mamete Prevostini betrieben. Sein Nebbiolo der Valtellina (das größere Tal, zu dem auch Valchiavenna und Val Bregaglia gehören) entfaltet die ganze Faszination eines Weines, der sich auch wegen des großen Temperaturwechsels zwischen Tag und Nacht mit Aromen anreichert. Diese „Bergweine“ haben eine helle rote Farbe und ein frisches Bukett, das sich als sehr angenehm erweist. Mamete besitzt einen Keller in Mese (unweit von Chiavenna), und viele Fässer stehen in der Nähe der aus dem Berg stammenden frischen Luft, die hier Sorèl genannt wird. Man weiß nicht genau, woher dieser Wind kommt. Fest steht nur, dass er eine gleichbleibende Temperatur von 8 Grad bei jeder Jahreszeit sichert. In Chiavenna und der Gegend sind neben diesen etwas geheimnisvollen Kellern, die Crotti genannt werden, Restaurants entstanden. Ich suche mir zur Mittagspause den Crotto Belvedere aus zwischen Prosto di Piuro und Chiavenna. Hauptgerichte in einem Crotto sind Polenta (die Variante mit etwas Buchweizen und Käse, die polenta taragna schmeckt fabelhaft), im Specksteintopf gebratene Schweinsrippen (costine al Lavècc) und die Pizzoccheri (Pasta aus Buchweizen). Die bekannteste Spezialität bleibt das Trockenfleisch Brisaola. In einem Crotto zu essen, ist eine Erfahrung, die man immer wiederholen möchte. Die Stadt kann man aus Piuro di Prosto bequem zu Fuß erreichen auf dem Radweg, der in der anderen Richtung in die Schweiz führt.

www.valchiavenna.com www.palazzovertemate.it (Eröffnung im Frühjahr)

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